bio.wikisort.org - Forscher

Search / Calendar

Reinhold Hermann Hans Tüxen (* 21. Mai 1899 in Ulsnis (Schleswig-Holstein); † 16. Mai 1980 in Todenmann) war ein deutscher Botaniker und Pflanzensoziologe. Er war neben Erich Oberdorfer einer der frühen Förderer und Begründer der heutigen modernen Pflanzensoziologie in Deutschland. Sein botanisches Autorenkürzel lautet Tüxen, in der Pflanzensoziologie ist auch das Kürzel Tx. in Gebrauch.

Reinhold Tüxen 1927;
Brustbild von Wilhelm Pietzsch
Reinhold Tüxen 1927;
Brustbild von Wilhelm Pietzsch
Reinhold Tüxen (August 1937)
Reinhold Tüxen (August 1937)

Leben


Reinhold Tüxen wurde als Sohn des Lehrers Hermann Christian Tüxen und dessen Ehefrau Anna Catharina Tüxen geb. Lüthge geboren. Er wuchs im ländlichen Norden Schleswig-Holsteins auf, in der Schleiregion von Angeln, zwischen den Städten Schleswig und Kappeln. Durch den Einfluss eines Lehrers entwickelte er ein großes Interesse für die Chemie. Tüxen legte 1917 das Notabitur ab und nahm anschließend am Ersten Weltkrieg teil. 1926, kurz nach seiner Promotion, heiratete er Johanna Berger aus Haltingen, die er während seines Studiums in Heidelberg kennengelernt hatte. Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor: Jes Tüxen (1929–2015), der ein bedeutender Moorbotaniker werden sollte, Fritz Tüxen und Hans Tüxen. Die Familie lebte zunächst in Hannover, später in Stolzenau an der Weser und zu Tüxens Pensionierung 1963 in Todenmann.


Frühe wissenschaftliche Laufbahn


Juli 1928: Riesiger Bärenklau in der Eilenriede;
Glasplatten-Fotografie; gemeinsamschaftlich arrangiert von Tüxen mit dem abgelichteten Naturforscher Friedrich Hamm
Juli 1928: Riesiger Bärenklau in der Eilenriede;
Glasplatten-Fotografie; gemeinsamschaftlich arrangiert von Tüxen mit dem abgelichteten Naturforscher Friedrich Hamm

Tüxen studierte von 1919 bis 1925, zunächst auch Kunst, legte seinen Schwerpunkt dann aber auf Chemie, Botanik und Geologie in Heidelberg, dann Pflanzensoziologie bei Josias Braun-Blanquet an der ETH Zürich und in Montpellier. Der Kontakt zu Braun-Blanquet, der als eigentlicher Begründer der Pflanzensoziologie gilt, dürfte prägend für die weitere Ausrichtung von Tüxens gesamtem Wirken gewesen sein. Über die folgenden Jahrzehnte verband beide eine enge Freundschaft und sie unternahmen zusammen mehrere Forschungsreisen.

1926 wurde Tüxen an der Universität Heidelberg mit der Arbeit Ueber 1,5-Naphtalindisulfonhydrazid und 1,5-Naphtalindisulfonazid und dessen Verhalten gegen Malonester bei Theodor Curtius jedoch noch mit einer klassischen chemischen Arbeit summa cum laude promoviert.[1] Auf empfehlung des Botanikers Ludwig Jost kam Tüxen 1925 an das Provinzialmuseum Hannover. Dort baute er die Provinzialstelle für Naturdenkmalpflege (ab 1934: Provinzialstelle für Naturschutz) auf. 1927 gründete er in Göttingen die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft in Niedersachsen, die ausdrücklich Wissenschaftler und interessierte Laien zusammenbringen sollte und von 1928 an eine eigene Zeitschrift, die Mitteilungen der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft, herausgab. Für mehr als 40 Jahre wirkte Tüxen als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft.

Im Dezember 1930 habilitierte er sich an der Tierärztlichen Hochschule Hannover zum Thema Grünlandassoziationen Nordwestdeutschlands. Die dafür nötige Feldforschung hatte er in den vorherigen Jahren durchgeführt. Ebenfalls 1930 unternahm er seine erste außereuropäische Forschungsreise, die ihn nach Tunesien führte. In Hannover gründete er im Mai 1931 die Arbeitsstelle für theoretische und angewandte Pflanzensoziologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover.[2] Tüxens wichtigstes Tätigkeitsfeld blieb aber die Provinzialstelle für Naturdenkmalpflege. Dort betrieb intensiv die Vegetationskartierung, die zeitlebens eines seiner wichtigsten wissenschaftlichen Werkzeuge bleiben sollte, und legte die Grundlagen für seine Pionierarbeit auf dem Feld der Pflanzensoziologie. Bis 1934 stellte er mit seinen Mitarbeitern, darunter der junge Heinz Ellenberg, eine Vegetationskartierung weiter Teile Norddeutschlands auf 75 Kartenblättern im Maßstab 1:25.000 fertig.

Nicht nur die Pflanzensoziologie war eine neuartige, von etablierten Botanikern oft abgelehnte Herangehensweise. Auch die Ausbildung junger Forscher im Rahmen von konkreten, praktischen Anwendungen gegenüber offenen Feldforschungsprojekten, die Tüxen von Braun-Blanquet übernahm, war neuartig.[3]

Tüxen begründete das Konzept der potenziellen natürlichen Vegetation.


Im Deutschen Reich von 1933 bis 1945


1933 beauftragte ihn der Landeshauptmann Ludwig Gessner (1886–1958), die Vegetation der gesamten Provinz Hannover zu kartieren, wobei es sich um die Fortsetzung von Tüxens vorheriger Tätigkeit handelte. 1934 konnte er für die Kartierung auf 42 Mitarbeiter zurückgreifen. Tüxen sprach im Rückblick davon, dass diese Aufgabe den Durchbruch der deutschen Pflanzensoziologie als Disziplin bedeutete. Er brachte wissenschaftliche Zielsetzungen mit praktischen Anforderungen in Zusammenhang, indem er von seinen Ergebnissen auf die optimale wirtschaftliche Nutzung eines Gebietes (z. B. Grünlandwirtschaft) schloss. Zudem bot sich dadurch die Möglichkeit, zahlreiche junge Mitarbeiter und Schüler in die Praxis der Pflanzensoziologie einzuführen.[2]

Alwin Seifert, der als Reichslandschaftsanwalt die Verbindung der geplanten Autobahnen mit der deutschen Landschaft herstellen sollte, erteilte der Arbeitsstelle für theoretische und angewandte Pflanzensoziologie 1934 den Auftrag, die Reichsautobahnen pflanzensoziologisch zu kartieren. Sodann sollte die Arbeitsstelle Vorschläge erstellen, welche Pflanzen als bodenständig anzusehen, und welche am besten den bestehenden Klima- und Bodenverhältnissen entsprachen. Ziel war es, den Pflegeaufwand für Mittel- und Randstreifen sowie Böschungen durch die Auswahl widerstandsfähiger Pflanzen möglichst gering zu halten. Grundlage der Auswahl waren ideologische und naturwissenschaftliche Kriterien.[4][5]

Diese Mitarbeit eröffnete Tüxen den Zugang zu den Eliten des Dritten Reichs und beförderte den Aufstieg des Faches Pflanzensoziologie in Deutschland. Fritz Todt, der für den Autobahnbau verantwortliche Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen, setzte dezidiert auf Tüxen.[6] Als Todt 1938 der beschleunigte Bau des Westwalls befohlen wurde, brachte Tüxen auch dort seine Methoden und Vorschläge zur Bepflanzung und damit Tarnung der Bunkerbauten in Anwendung.[7]

Zuvor war er in die Planung des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg integriert. 1936/1937 machte Tüxen Vorschläge für die Auswahl der Rasenmischung, die optimal an die Belastungen der dort durchgeführten Aufmärsche angepasst sein musste, wie auch für die Bepflanzung des Geländes. U. a. sein Votum für einen Eichen-Birkenwald führte zu der Anpflanzung von etwa 42.000 Laubbäumen, meist Eichen, im Alter von 2–60 Jahren. Sie ersetzten Teile der älteren Park- und Naherholungsanlage. Außerdem empfahl Tüxen die Pflanzung von Ginster, Aspen und Birken, um dem neu geschaffenen SA-Lager einen waldmäßigen Charakter zu geben.[8]

Josias Braun-Blanquet ordnet die Arbeiten im Rahmen des Baus der Autobahnen und des Reichsparteitagsgeländes allerdings in die Reihe der vielfältigen Gutachten ein, die Tüxen im Rahmen seiner Arbeitsstelle für verschiedene Vorhaben anfertigte, darunter auch Entwässerungsgebiete und pflanzensoziologische Gärten. Später habe sich Tüxen in der Gefahr befunden „durch die S.S. als Leiter der Provinzialstelle ausgebotet zu werden“.[9]

1937 veröffentlichte Tüxen das Ergebnis seiner offiziell 1933 begonnenen Arbeit. Das Werk Die Pflanzengesellschaften Nordwestdeutschlands stellte die erste systematische Erfassung von Pflanzengesellschaften dar, die über ein lokales Betrachtungsgebiet hinausging. Es blieb über Jahrzehnte ein Standardwerk für Pflanzensoziologen in der Region und in den Niederlanden.[10] 1938 ging die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft in Niedersachsen im Rahmen der Gleichschaltung zahlreicher Organisationen im Deutschen Reich in die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Pflanzensoziologie auf. Tüxen blieb zunächst Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft, wurde aber wegen fehlender NSDAP-Mitgliedschaft und angeblicher politischer Unzuverlässigkeit 1941 durch Erwin Aichinger ersetzt. 1942 folgte die Zwangsauflösung der Arbeitsgemeinschaft.

1937 wirkte Tüxen an der Gründung der International Phytosociological Society in Montpellier mit.[11]

1939 erreichte er eine weitere Institutionalisierung seines Arbeitsgebietes: Er wurde Leiter der in Hannover neu gegründeten Zentralstelle für Vegetationskartierung des Reiches.[2] Im gleichen Jahr erhielt er eine außerplanmäßige Professur an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Zudem begann er in Hannover mit dem Aufbau eines der ersten an Erkenntnissen der Pflanzensoziologie ausgerichteten Botanischen Gärten.

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde Tüxen zum Wehrdienst eingezogen. Die Protektion des Reichsforstamts ermöglicht es ihm allerdings, im gleichen Jahr aus dem Militär auszuscheiden und zu seiner Tätigkeit zurückkehren.[12] Grundlage war vermutlich ein Beschluss, den Hermann Göring bereits im Juni 1939 in seiner Funktion als Reichsforstmeister gefasst hatte: Arbeitsstellen für Vegetationskartierung sollten in die Forsteinrichtungsämter integriert werden. Die wichtigste sollte in Hannover bei der Zentralstelle für Vegetationskartierung des Reiches, also bei Tüxen, eingerichtet werden, wenn sie auch dem Forsteinrichtungsamt Kassel unterstellt bleiben sollte.[13] Im August übergab er diesen Stab dann offenbar Tüxen direkt, mit dem Auftrag, eine Vegetationskartierung des gesamten Deutschen Reiches durchzuführen.[14] Nach den großen Gebietsgewinnen der Achsenmächte in Osteuropa erhielt Tüxens Stelle noch mehr Aufgaben, darunter die Vegetationskartierung in der Nähe des Konzentrationslagers Auschwitz. Er vermerkte selbst: In der Nähe von Auschwitz (Ost-Oberschlesien) wurde von einem größeren Gebiet eine Vegetationskartierung als Grundlage der Neuordnung aller Wirtschaftsverhältnisse hergestellt. (*24, Bearbeiter, Frl. von Rochow, Sauer, Tx., 1:25 000).[15]

Während des Zweiten Weltkriegs erreichte Tüxen die Freilassung französischer Forscherkollegen aus der Kriegsgefangenschaft. Die Franzosen wirkte an seiner Arbeitsstelle und lebten zum Teil in Tüxens Haushalt.[16][17]

1942 baute Tüxen seinen Wirkungsbereich weiter aus. Albert Speer als Nachfolger von Todt in dessen Ämtern und Göring als Reichsforstmeister stritten zu diesem Zeitpunkt um die Auslastung des Personals Tüxens für ihre jeweiligen Bereiche. Göring forderte 1942, dass nun für die Belange des Generalinspektors für Wasser und Energie und deutsches Straßenwesen eine eigene Unterabteilung eingerichtet würde, die dieser auch selbst finanzieren sollte.[18] Tatsächlich verhinderte jedoch bis 1943 Reichsfinanzminister Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk die Umsetzung dieses Vorhabens, da er darin keine Bedeutung für den Kriegserfolg sah.[19] Dieser Widerstand währte aber nicht lange, denn am 11. März 1943 wurden folgende Aufgaben und Vorhaben als kriegswichtig eingeordnet bzw. legitimiert:[20] Pflanzensoziologische Beratung von Tarnungsarbeiten an der Atlantik-, Kanal- und Nordseeküste und evt. Mittelmeerküste, die schon im Nov. 1942 für Belgien und Nordfrankreich begonnen wurden. Von dem besetzten Russland soll eine Vegetationskartierung 1:1 Mill. In Verbindung mit Herrn Landesrat Niemeyer von der Planung Ost vom Reichsministerium für Bewaffnung und Munition erarbeitet werden. Die Feldarbeiten sollen am 1. Mai 1943 beginnen. Die Vorarbeiten sind bereits angelaufen.[21] Ziel war eine Systematik der Pflanzengesellschaft Russlands und zwar in Bezug auf Wald, Grünland und Ackerunkrautgesellschaften. Dazu solle das gesamte Personal der Arbeitsstelle für theoretische und angewandte Pflanzensoziologie der Tierärztlichen Hochschule und der Zentralstelle restlos eingesetzt werden.[22] Hinzu kamen als weitere Aufgaben die Kartierung des Wassereinzugs- und -entnahmegebietes der Hermann-Göring-Werke und des Hochwassergebietes um Dessar.[23]

Die Kartierungen im Bereich Forst wurden ausgesetzt.[24] 1943 wurde der Sitz der Zentralstelle wegen zunehmender Luftangriffe auf Hannover nach Stolzenau an der Weser verlegt, wo auch die Nachfolgeeinrichtungen in der Bundesrepublik verblieben.[25] Konkret militärisch wurde Tüxens Tätigkeit im Zusammenhang mit der Forschungsstaffel z. b. V. Diese besondere Einheit hatte die Aufgabe schwer zugängliche Regionen für Truppen zu erkunden, um der militärischen Führung Geländeinformationen zur Verfügung zu stellen. Die Zentralstelle für Vegetationskartierung hatte dabei die Aufgabe, die von der Forschungsstaffel gewonnenen Luftbilder auszuwerten. Dabei ging es zum Beispiel um Einschätzungen, inwieweit ein Gelände für schwere Panzerfahrzeuge geeignet sei, oder um die Möglichkeit der militärischen Tarnung vor Ort.[26]

Der Historiker Nils M. Franke bezeichnet das Verhältnis Tüxens zum Nationalsozialismus als ungenügend untersucht. Tüxen habe in dieser Zeit allerdings Karriere gemacht und mit seiner damaligen Ausprägung der Methode der Heutigen potenziellen natürlichen Vegetation einen wichtigen ideologischen Baustein zur scheinbaren Verwissenschaftlichung der Blut-und-Boden-Ideologie geliefert.[27]


Nach 1945


Die Zentralstelle für die Vegetationskartierung des Reiches wurde 1949 in die Bundesanstalt für Vegetationskartierung überführt. In der unmittelbaren Nachkriegszeit wehrte Tüxen mehrere Versuche zur Schließung der Einrichtung mit Hilfe ausländischer Forscherkollegen und Fachoffizieren der britischen Besatzungsmacht ab. Auf ähnlichen Wegen gelang es ihm 1959, eine Verlegung des Instituts nach Bonn zu verhindern.[28] Tüxen blieb bis 1962, als die Bundesanstalt in die Bundesforschungsanstalt für Naturschutz und Landschaftsökologie überging, deren Leiter. 1964 wurde er pensioniert. Im Jahr zuvor war die Verlegung der Einrichtung nach Bonn erfolgt. Tüxen gründete 1964 an seinem neuen Wohnort im Rintelner Stadtteil Todenmann die private Forschungseinrichtung Arbeitsstelle für theoretische und angewandte Pflanzensoziologie, betrieb von dort weiter pflanzensoziologische Forschung und blieb bis zu seinem Tod 1980 im regen Austausch mit der internationalen Forschungsgemeinschaft auf diesem Feld. 1965 unternahm er eine mehrmonatige Forschungsreise durch Japan. An der Technischen Hochschule Hannover füllte er bis zum Jahr 1967 einen Lehrauftrag aus.[29]

1946 gründete Tüxen die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft in Niedersachsen neu, jetzt unter dem Namen Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft, deren Vorsitzender er bis 1971 blieb und deren Arbeit er entscheidend bestimmte. Die Arbeitsgemeinschaft wurde zu einer der größten botanischen Organisationen Deutschlands. Seit Tüxens Tod erscheinen die Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft unter dem Namen Tuexenia.

1949 nahm er an einem ersten Treffen zur Wiederbelebung der International Phytosociological Society in Amsterdam teil, das 1954 in der formalen Neugründung als Internationale Vereinigung für Vegetationskunde (IVV, heute IAVS) in Paris. Tüxen agierte als deren Sekretär, später auch als Schatzmeister und blieb bis zu seinem Lebensende in diesen Funktionen. Von 1956 bis 1981 hielt die IVV ihre jährlichen Symposien bei Tüxen in Stolzenau und Rinteln ab.[30]

Darüber hinaus wirkte Tüxen nahezu von Beginn an als Redakteur an der 1949 gegründeten Fachzeitschrift Vegetatio (heute: Plant Ecology) mit. Von 1958 bis 1973 wirkte er als Mitherausgeber. 1973 rief er die Zeitschrift Phytocoenologia ins Leben. Zudem begründete Tüxen 1956 die Excerpta Botanica sectio B Sociologica, eine bis 1990 in 27 Bänden fortgesetzte umfassende Bibliografie der internationalen pflanzensoziologischen Fachliteratur. Ein weiteres Projekt war die Bibliographia Phytosociologica Syntaxonomica, eine pflanzensoziologische Bibliografie, die die Taxonomie abarbeiten sollte. 39 Pflanzenklassen wurden darin bearbeitet. Zudem war er Herausgeber der Berichte über die Symposien der Internationalen Vereinigung für Vegetationskunde.[31]

Neben seiner wissenschaftlichen, organisatorischen und publizistischen Arbeit unternahm Tüxen bis ins hohe Alter zahlreiche Forschungsreisen. Intensiven Kontakt pflegte er nach Japan. Akira Miyawaki, einer der bedeutendsten japanischen Botaniker des 20. Jahrhunderts, hielt sich zwischen 1958 und 1964 mehrfach jahrelang an Tüxens Anstalt in Stolzenau auf und blieb auch danach in engem Kontakt mit dem deutschen Forscher.[32]

Reinhold Tüxens Publikationen summieren sich auf 542 Titel. Darin sind neben seinem Hauptarbeitsgebiet der Pflanzensoziologie auch Arbeiten zur Bodenkunde, Siedlungsentwicklung, Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur enthalten.[33]


Nachleben


Tüxens Nachlass, den das Land Niedersachsen nach seinem Tod erwarb, wird heute im Institut für Geobotanik der Universität Hannover aufbewahrt. Er umfasst insbesondere rund 25.000 teils handschriftliche und unveröffentlichte Vegetationsaufnahmen Tüxens und seiner Mitarbeiter. Im Jahr 2003 wurden diese digitalisiert.

Die Reinhold-Tüxen-Gesellschaft, der Reinhold-Tüxen-Preis der Stadt Rinteln, die Fachzeitschrift Tuexenia, sowie die Reinhold-und-Johanna-Tüxen-Stiftung sind nach ihm benannt.


Ehrungen



Schriften (Auswahl)



Literatur




Commons: Reinhold Tüxen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Reinhold Tüxen: Ueber 1,5-Naphtalindisulfonhydrazid und 1,5-Naphtalindisulfonazid und dessen Verhalten gegen Malonester (Diss. Naturwiss.-math. Fakultät Uni Heidelberg). Otto-Verlag, Heppenheim/Bergstraße 1926, 51 S.
  2. R. Tüxen: Aus der Arbeitsstelle für theoretische und angewandte Pflanzensoziologie der Tierärztl. Hochschule Hannover. Ein Tätigkeitsbericht von Reinhold Tüxen. (Sonderdruck aus dem 92. und 93. Jahresbericht der Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover). Hannover 1942. S. 65/66
  3. Ellenberg, 1982, S. 389.
  4. Nils M. Franke: Der Westwall in der Landschaft. Aktivitäten des Naturschutzes in der Zeit des Nationalsozialismus und seine Akteure. Mainz 2015. S. 45
  5. R. Tüxen: Aus der Arbeitsstelle für theoretische und angewandte Pflanzensoziologie der Tierärztl. Hochschule Hannover. Ein Tätigkeitsbericht von Reinhold Tüxen. (Sonderdruck aus dem 92. und 93. Jahresbericht der Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover). Hannover 1942. S. 74/75
  6. Abschrift: Der Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen Nr. 2228/3-59 A 20.40. Berlin W8, den 4. Februar 1939. Streckenkartierung und Ingenieurbiologie. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Abt. 485 Nr. 138b. S. 1/2
  7. H. Singer (Hrsg.): Entwicklung und Einsatz der Organisation Todt. Bd. I und II. (Quellen zur Geschichte der Organisation Todt). Osnabrück 1998. S. 3/ Brief: W. Hirsch an A. Seifert vom 8.3.1939. 3 S. Akte F1b/130. Bestand A. Seifert in der TU München. S. 1
  8. A. Schmidt: Gleichgeschaltete Landschaft – zum Umgang mit Natur und Landschaft beim Bau des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg. In: N. Franke, K. Werk (Hrsg.): Naturschutz am ehemaligen Westwall. NS-Großanlagen im Diskurs (= . Geisenheimer Beiträge zur Kulturlandschaft Bd. 1). Mainz 2016. ISBN 978-3-934742-72-7, S. ?-?.
  9. Braun-Blanquet, 1969, S. 4f.
  10. J. Barkman, 1981, S. 88.
  11. J. Barkman, 1981, S. 89.
  12. Liebe Kameraden: [Rundschreiben von W. Hirsch an die Landschaftsanwälte.] 22.10.1939. 4 S. Akte F1b/130. Bestand A. Seifert in der TU München. S. 4
  13. Der Reichsforstmeister. Zeichen II 4529. Berlin, den … Juni 1939. [Leider ohne genaues Datum]. In: Bundesarchiv R 2 RFM 4740. S. 1–4
  14. Der Reichsforstmeister II /P7062 an den Herrn Reichsminister für Finanzen in Berlin. Berlin, den 25. August 1939. In: Bundesarchiv R 2 RFM 4740. S. 1
  15. R. Tüxen: Aus der Arbeitsstelle für theoretische und angewandte Pflanzensoziologie der Tierärztl. Hochschule Hannover. Ein Tätigkeitsbericht von Reinhold Tüxen. (Sonderdruck aus dem 92. und 93. Jahresbericht der Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover). Hannover 1942. S. 78/79
  16. J. Barkman, 1981, S. 88.
  17. Braun-Blanquet, 1969, S. 5.
  18. Der Reichsforstmeister an den Herrn Reichsminister für Finanzen in Berlin. B 349.51-1. Berlin W8, den 12. Oktober 1942. In: Bundesarchiv R 2 RFM 4740. S. 1/ Siehe auch Anlage des Dokuments
  19. Ref. V. Knorre/FA3781. Berlin [unlesbar] Februar 1943. In: Bundesarchiv R 2 RFM 4740. S. 1
  20. Der Reichsforstmeister an den Reichsminister für Finanzen. Berlin W 8, den 11. März 1943. In: Bundesarchiv R 2 RFM 4740. S. 1/2
  21. Der Reichsforstmeister an den Reichsminister für Finanzen. Berlin W 8, den 11. März 1943. In: Bundesarchiv R 2 RFM 4740. S. 1
  22. Der Reichsforstmeister an den Reichsminister für Finanzen. Berlin W 8, den 11. März 1943. In: Bundesarchiv R 2 RFM 4740. S. 1
  23. Der Reichsforstmeister an den Reichsminister für Finanzen. Berlin W 8, den 11. März 1943. In: Bundesarchiv R 2 RFM 4740. S. 2
  24. Der Reichsforstmeister an den Reichsminister für Finanzen. Berlin W 8, den 11. März 1943. In: Bundesarchiv R 2 RFM 4740. S. 2
  25. Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Natur und Staat. Staatlicher Naturschutz in Deutschland 1906–2006. (Naturschutz und Biologische Vielfalt Heft 35). Bearb. v. H.-W. Frohn und Friedemann Schmoll Bonn 2006
  26. N. Franke: Der Westwall in der Landschaft. Aktivitäten des Naturschutzes in der Zeit des Nationalsozialismus und seine Akteure. Mainz 2015. S. 63/64
  27. Nils M. Franke: Der Westwall in der Landschaft. Aktivitäten des Naturschutzes in der Zeit des Nationalsozialismus und seine Akteure. Mainz 2015. S. 47
  28. J. Barkman, 1981, S. 89.
  29. Braun-Blanquet, 1969, S. 9f.
  30. J. Barkman, 1981, S. 89.
  31. J. Barkman, 1981, S. 90.
  32. J. Barkman, 1981, S. 90.
  33. J. Barkman, 1981, S. 90f.
  34. J. Braun-Blanquet 1969, S. 8.
  35. Webseite Stadt Rinteln
  36. J. Barkman 1981, S. 90.
  37. Otti Wilmanns in: Unser Buchenwald im Jahreslauf. S. 7.


Personendaten
NAME Tüxen, Reinhold
ALTERNATIVNAMEN Tüxen, Reinhold Hermann Hans (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Biologe, Botaniker und Pflanzensoziologe
GEBURTSDATUM 21. Mai 1899
GEBURTSORT Ulsnis (Schleswig-Holstein)
STERBEDATUM 16. Mai 1980
STERBEORT Rinteln



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии