Philipp Wilhelm Wirtgen (* 4. Dezember 1806 in Neuwied; † 7. September 1870 in Coblenz) war ein deutscher Schullehrer, Botaniker und Fossiliensammler. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Wirtg.“
Philipp Wirtgen war der Sohn eines Blechschlägers. Er besuchte die Elementarschule in Neuwied und sollte ebenfalls das Handwerk eines Tischlers erlernen. Der Gemeindepfarrer und Kirchenrat Johann Jacob Mess, der das Interesse des Jungen für die Natur erkannte, verschaffte dem Vierzehnjährigen eine Stelle als Hilfslehrer an der Elementarschule in Neuwied. 1824 bestand er das Examen als Lehrer und wurde zunächst an der Elementarschule in Remagen angestellt, wechselt aber noch im gleichen Jahr nach Winningen. Sieben Jahre später ging er nach Koblenz und wurde 1835 dort Lehrer an der neu errichteten evangelischen Höheren Stadtschule. Diese Stellung hatte er bis zu seinem Tod inne.
Obwohl schon älter wurde er Mitglied der Schülerverbindung Euterpia, zu der u. a. Karl Wilhelm Arnoldi, Julius Baedeker, Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Albrecht Schöler gehörten.[1]
Wirtgen beschäftigte sich insbesondere mit Floristik, Pflanzengeographie und Bodenkunde des Rheinlands. Seine erste Veröffentlichung war eine Systematische Uebersicht der wildwachsenden phanerogamischen Pflanzen des Rheinthales von Bingen bis Bonn und erschien 1833 in Regensburg in der Allgemeinen Botanischen Zeitung. Er war mit Theodor Friedrich Ludwig Nees von Esenbeck befreundet und stand in Kontakt mit dem Paläontologen August Goldfuß, die ihn für den Botanischen Garten Bonn zu gewinnen versuchten, was er jedoch ablehnte. Außerdem muss erwähnt werden, dass er 1833 entscheidend an der Befreeing von Franz Wilhelm Junghuhn aus der Haft beteiligt war und so diesem Botaniker die Möglichkeit zur weiteren Forschung ermöglichte.
Zusammen mit Karl Wilhelm Arnoldi, Michael Bach, Nees von Esenbeck, Johann Carl Fuhlrott, Aimé Constant Fidèle Henry, Ludwig Clamor Marquart und anderen gründete Wirtgen 1834 den Botanischen Verein am Mittel- und Niederrhein[2] und belebte dadurch maßgeblich die botanische Erforschung des Rheinlandes.
Am 1. Januar 1852 wurde Wirtgen mit dem akademischen Beinamen Erhart Mitglied (Matrikel-Nr. 1648) der Leopoldina.[3] Er war Mitglied des Naturhistorischen Vereins der preussischen Rheinlande und Westphalens,[4] der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (Botanik),[5] der Botanischen Gesellschaft Regensburg und der Société Royale de Botanique de Belgique. Auf Antrag von Ludolph Christian Treviranus und Johann Jacob Nöggerath verlieh ihm die Universität Bonn am 18. Januar 1853 die Ehrendoktorwürde.
Sein Sohn Ferdinand Paul Wirtgen (1848–1924) war ein Apotheker und bekannter Florist, der umfangreiche Sammlungen von Gefäßpflanzen und Moose hinterließ.
Seine Sammlungen finden sich u. a. im Herbarium der Herbarium der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (NHV) und im Museum Wiesbaden (WIES), wo 1.175 Belege aus der Florae Rhenanae und Flora Germanica vorliegen.
Carl Heinrich Schultz benannte ihm zu Ehren die Gattung Wirtgenia der Pflanzenfamilie der Korbblütler (Asteraceae).[6] Die von Justus Karl Haßkarl 1844 aufgestellte Gattung Wirtgenia[7], die er nach einem Vorschlag von Franz Wilhelm Junghuhn benannte[8], ist heute ein Synonym der Gattung Spondias der Pflanzenfamilie der Sumachgewächse (Anacardiaceae).
In Koblenz und in Köln-Riehl wurden Straßen nach Philipp Wirtgen benannt. Teile seiner Sammlung finden sich heute im Museum Wiesbaden.
Personendaten | |
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NAME | Wirtgen, Philipp |
ALTERNATIVNAMEN | Wirtgen, Philipp Wilhelm (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schullehrer, Botaniker und Fossiliensammler |
GEBURTSDATUM | 4. Dezember 1806 |
GEBURTSORT | Neuwied |
STERBEDATUM | 7. September 1870 |
STERBEORT | Coblenz |