bio.wikisort.org - Forscher

Search / Calendar

Liberty Hyde Bailey (* 15. März 1858 in South Haven (Michigan), USA; † 15. Dezember 1954 in Ithaca) war ein US-amerikanischer Botaniker. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „L.H.Bailey“.

Liberty Hyde Bailey
Liberty Hyde Bailey

Leben und Wirken


Liberty Hyde Bailey wurde 1858 als dritter Sohn des Farmers Liberty Hyde Bailey Senior und dessen Ehefrau Sarah Harrison Bailey in South Haven (Michigan) geboren. Seine Mutter starb schon 1862 an Scharlach, sein Vater heiratete daraufhin in zweiter Ehe Maria Bridges.[1] Sein Vater war ein sehr innovativer Landwirt und betrieb eine der ersten kommerziellen Obstplantagen in der Gegend.[2] Er gewann mehrere Preise für die herausragende Bewirtschaftung seiner Anbauflächen und kultivierte mehr als 300 Apfelsorten. Liberty Hyde Bailey Jr. lernte schon als Jugendlicher das Veredeln von Obstbäumen. Er und sein Vater waren Mitglieder in der South Haven Pomological Society.

Seine Stiefmutter und der Pfarrer seiner Heimatstadt förderten seine Ausbildung, so dass er nach dem Abschluss der lokalen Schule im Jahr 1877 die Farm verlassen konnte, um am Michigan Agricultural College (heute Michigan State University) Landwirtschaft zu studieren. Aufgrund einer Erkrankung musste er das Studium im Studienjahr 1880/81 für ein Jahr unterbrechen.[3] Er hörte Vorlesungen bei William James Beal (1833–1924), der als einer der ersten Botaniker lebende Pflanzen und praktische Übungen als Anschauungsmaterial für seine Vorlesungen nutze. Bailey entwickelte dadurch während des Studiums ein besonderes Interesse an der Botanik.

Nach dem Abschluss des Studiums mit einem Bachelor of Science im Jahr 1882 arbeitete er zunächst für kurze Zeit als Reporter für den Morning Monitor in Springfield, Illinois, bevor er im Februar 1883 durch Empfehlung Wiliam Beals eine Anstellung als Assistent des bekannten Botanikers Asa Gray an der Harvard University erhielt.[4] Er arbeitete zwei Jahre für Gray, für den er die gepressten Pflanzen einer großen Sammlung aus dem Kew Garden in London systematisch ordnete und botanisch klassifizierte. Für seine Studien in systematischer Botanik nutzte er vor allem das Arnold-Arboretum sowie die botanische Sammlung des Bussey Instituts.

1884 kehrte er an das Michigan Agricultural College zurück, um hier eine Professur für Garten- und Landschaftsbau anzunehmen. 1885 publizierte er sein erstes Buch Talks afield about plants and the science of plants., in dem er botanischen Laien grundlegende Kenntnisse für die Identifikation verbreiteter Pflanzen vermittelte. Im gleichen Jahr verlieh ihm das Michigan State College den Titel eines Master of Science.

Im Winter 1887 hielt er eine Vorlesungsreihe an der Cornell University, die ihm 1888 eine Professur für Gartenbau anbot. Bailey nahm diese unter der Bedingung an, dass die Universität ihm eine botanische Forschungsreise nach Europa finanzierte. Von August 1888 bis Anfang 1889 bereiste er mit seiner Familie mehrere europäische Länder und besuchte die international bedeutenden Herbarien in Prag, Wien und Uppsala.

Nach seiner Rückkehr aus Europa trat er die Professur für praktischen und experimentellen Gartenbau an der Cornell University an.

Um die Jahrhundertwende setzte sich Bailey für die Gründung eines von der Universität unabhängigen State College of Agriculture in Cornell ein, dass 1904 genehmigt wurde und zu dessen Dekan und Direktor er ernannt wurde. Gleichzeitig war er Leiter der dem College angeschlossenen Versuchsstation und Professor für landwirtschaftliche Ökonomie. Während seiner Amtszeit als Dekan etablierte er an dem College Institute für Pflanzenpathologie, Pflanzenbau, Geflügelzucht, Agrarökonomie, Farmmanagement, sowie Agraringenieurwesen und Haushaltsökonomie. Aus dem 1907 durch Bailey gegründeten Institut für experimentelle Pflanzenbiologie ging später das Institut für Pflanzenzucht hervor.

1903 gründete er zusammen mit S. A. Beach die American Society for Horticultural Science, deren Präsident er für die ersten vier Jahre war.

Bailey trat 1913 in den Ruhestand, beschäftigte sich aber weiter intensiv mit botanischer Systematik und Taxonomie. Zwischen 1923 und 1943 veröffentlichte er mehr als 100 wissenschaftliche Artikel, darunter auch taxonomische Überarbeitungen verschiedener Genera.[5]

Bis zu seinem Tod am 25. Dezember 1954 führte er ein sehr aktives Leben und unternahm, teilweise in Begleitung seiner Tochter Ethel Zoe, zahlreiche botanische Forschungsreisen.


Wissenschaftliches Wirken


Liberty Hyde Bailey interessierte sich schon früh für die botanische Systematik der Gartenpflanzen und landwirtschaftlicher Nutzpflanzen. Diesen Pflanzen widmeten die zeitgenössischen Botaniker sehr wenig Interesse. 1885 hielt Bailey eine provokative Ansprache mit dem Titel The Garden Fence (Der Gartenzaun), in der er die zeitgenössischen Botaniker zu einem Sprung über den Gartenzaun aufforderte, um den zur damaligen Zeit als rein künstlerische Disziplin aufgefassten Gartenbau wissenschaftlich zu durchdringen. Trotz umfangreicher Kritik, auch durch seinen ehemaligen Mentor Asa Gray, hielt er an seiner Auffassung fest, dass es besonders wichtig sei, besonders die botanische Systematik der Gartenpflanzen und landwirtschaftlichen Nutzpflanzen zu verstehen, da diese in besonders engem Kontakt zur menschlichen Zivilisation stehen. Heute gilt er als einer der Begründer des modernen Gartenbaus.[6]

Im Laufe seiner wissenschaftlichen Tätigkeit beschäftigte er sich intensiv mit der botanischen Systematik verschiedener Pflanzengattungen, neben den Seggen (Carex) und tropischen Palmen lagen seine Interessenschwerpunkte auch hier auf dem Gebiet kultivierter Pflanzen, wie den Brombeeren (Rubus), den Kohlgewächsen (Brassica), Reben (Vitis) und den Kürbisgewächsen (Curcubita).[7]

Liberty Hyde Bailey prägte die heute in der botanischen Systematik gängigen Fachbegriffe Cultigen[8] und Cultivar.[9]

Bailey unternahm Experimente zur gezielten Kreuzung und Hybridisierung von Pflanzen und veröffentlichte 1892 mit Cross-breeding and hybridization das erste amerikanische Buch über kontrollierte experimentelle Pflanzenzüchtung.[10]

Da er beobachtet hatte, dass Pflanzen unter Straßenlaternen einen besonders kräftigen Wuchs zeigten, unternahm er außerdem Versuche zur Anregung des Pflanzenwachstums durch künstliche Beleuchtung.[11]

Er begründete die von 1920 bis 1984 veröffentlichte Fachzeitschrift Gentes Herbarum.

1935 begründete er mit der Übertragung seiner privaten Bibliothek und seines Herbariums an die Cornell University das Liberty Hyde Bailey Hortorium als US-amerikanisches Zentrum für die Systematik der Kulturpflanzen.[12] Nach der Vereinigung mit dem Nachlass des Botanikers Karl McKay Wiegand (* 1873; † 1942) im Jahr 1977 umfasst die Bibliothek des Bailey Hortorium mehr als 30.000 Buchbände.[13] Das Herbarium des Hortoriums umfasst ca. 860.000 Exemplare von Algen, Flechten und Gefäßpflanzen.[14]


Ehrungen


1894 wurde Liberty Hyde Bailey die Veitch Memorial Medal der britischen Royal Horticultural Society verliehen.[10] Seit 1896 war er gewähltes Mitglied der American Philosophical Society.[15] 1900 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 1917 in die National Academy of Sciences. Die Michigan State University verlieh ihm 1907 die Ehrendoktorwürde.[16]

Ihm zu Ehren wurde die Pflanzengattung Liberbaileya aus der Familie der Palmengewächse (Arecaceae) benannt. Auch die 1953 durch das Liberty Hyde Bailey Hortorium begründete Zeitschrift für gartenbauliche Taxonomie Baileya wurde zu seinen Ehren benannt. Dagegen ist die Pflanzengattung Baileya aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae) nicht nach ihm, sondern nach dem Algologen Jacob Whitman Bailey (1811–1857) benannt.[17]

Liberty Hyde Bailey und Gregor Mendel wurden während der Eröffnungszeremonie am 5. November 1990 als die beiden ersten Mitglieder in die durch die American Society for Horticultural Science gegründete Hall of Fame for Horticulture aufgenommen.[18]


Familie


Liberty Hyde Bailey mit seiner Frau Annette und den beiden Töchtern Sara May und Ethel Zoe (1896)
Liberty Hyde Bailey mit seiner Frau Annette und den beiden Töchtern Sara May und Ethel Zoe (1896)

Bailey heiratete am 6. Juni 1883 seine ehemalige Kommilitonin Annette Smith, die Tochter eines Rinderzüchters aus Michigan. Das Paar hatte zwei Töchter: Sara May (* 29. Juni 1887, † 1936) und Ethel Zoe (* 17. November 1889 in Ithaca, New York, † 1983). Seine Frau starb 1938. Seine Tochter Ethel Zoe arbeitete eng mit ihrem Vater zusammen und begleitete ihn häufig auf botanischen Expeditionen. Sie war Mitherausgeberin des Gentes Herbarum, Mitautorin des Hortus und von 1938 bis 1957 Kuratorin des Bailey Hortorium.[19]


Bücher


Liberty Hyde Bailey veröffentlichte neben zahlreichen Artikeln in wissenschaftlichen Fachzeitschriften mehr als 65 Sachbücher zu den Themen Gartenbau, Landwirtschaft und Botanik, die in insgesamt über 200 Auflagen erschienen.[20] Außerdem veröffentlichte er zwei Bände mit Gedichten.


Als Autor



Als Herausgeber




Commons: Liberty Hyde Bailey – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Biography. auf der Homepage der Cornell University zur Ausstellung Liberty Hyde Bailey - a man of all seasons., abgerufen am 1. Juni 2015
  2. About Bailey. (Memento des Originals vom 29. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/libertyhydebailey.org Biographie von Liberty Hyde Bailey auf der Homepage des Liberty Hyde Bailey Museums, South Haven, abgerufen am 31. Mai 2015
  3. Liberty Hyde Bailey Jr. (1858-1954) Biographie auf der Homepage der Harvard University Herbaria, abgerufen am 1. Juni 2015
  4. Biography. auf der Homepage der Cornell University zur Ausstellung Liberty Hyde Bailey - a man of all seasons., abgerufen am 1. Juni 2015
  5. Botany. auf der Homepage der Cornell University zur Ausstellung Liberty Hyde Bailey - a man of all seasons., abgerufen am 1. Juni 2015
  6. Harlan P. Banks: Liberty Hyde Bailey 1858 - 1954 - A biographical Memoir. National Academy of Science, Washington D.C. 1994, S. 3
  7. Harlan P. Banks: Liberty Hyde Bailey 1858 - 1954 - A biographical Memoir. National Academy of Science, Washington D.C. 1994, S. 7
  8. Liberty Hyde Bailey: The Indigen and Cultigen. Science ser. 2 47, 1918, S. 306–308. doi:10.1126/science.47.1213.306.
  9. Liberty Hyde Bailey: "Various Cultigens, and Transfers in Nomenclature". Gentes Herbarum 1, 1923, S. 113–136
  10. Harlan P. Banks: Liberty Hyde Bailey 1858 - 1954 - A biographical Memoir. National Academy of Science, Washington D.C. 1994, S. 9
  11. Liberty Hide Bailey: Some preliminary studies on the influence of the electric arc lamp upon greenhouse plants. In: Annual Report of the Agricultural Experimental Station, N.Y. (Cornell), 1891, S. 81–122
  12. Homepage des Liberty Hyde Bailey Hortoriums, abgerufen am 27. Juni 2015
  13. Homepage der L. H. Bailey Hortorium Library, abgerufen am 27. Juni 2015
  14. Homepage des L. H. Bailey Hortorium Herbariums, abgerufen am 27. Juni 2015
  15. Member History: Liberty H. Bailey. American Philosophical Society, abgerufen am 16. April 2018.
  16. Liste der Ehrendoktoren der Michigan State University
  17. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin Berlin 2018.
  18. Harlan P. Banks: Liberty Hyde Bailey 1858 - 1954 - A biographical Memoir. National Academy of Science, Washington D.C. 1994, S. 3
  19. Ethel Z. Bailey (1889 - 1983) auf der Homepage der Cornell University, abgerufen am 1. Juni 2015
  20. About Bailey. (Memento des Originals vom 29. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/libertyhydebailey.org Biographie von Liberty Hyde Bailey auf der Homepage des Liberty Hyde Bailey Museums, South Haven, abgerufen am 31. Mai 2015


Personendaten
NAME Bailey, Liberty Hyde
KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Botaniker und Mitbegründer der American Society for Horticultural Science
GEBURTSDATUM 15. März 1858
GEBURTSORT South Haven (Michigan), USA
STERBEDATUM 15. Dezember 1954
STERBEORT Ithaca

На других языках


- [de] Liberty Hyde Bailey

[en] Liberty Hyde Bailey

Liberty Hyde Bailey (March 15, 1858 – December 25, 1954) was an American horticulturist and reformer of rural life. He was cofounder of the American Society for Horticultural Science.[1]: 10–15  As an energetic reformer during the Progressive Era, he was instrumental in starting agricultural extension services, the 4-H movement, the nature study movement, parcel post and rural electrification. He was considered the father of rural sociology and rural journalism.

[ru] Бейли, Либерти Хайд

Либерти Хайд Бейли (англ. Liberty Hyde Bailey[1][2][3]; 15 марта 1858 — 25 декабря 1954) — американский[2][3] ботаник[2], эрудит[3], основатель и первый президент Американского садоводческого общества[4].



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии