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Hildegard von Bingen (* 1098 in Bermersheim vor der Höhe (Ort der Taufkirche) oder in Niederhosenbach (damaliger Wohnsitz des Vaters Hildebrecht von Hosenbach); † 17. September 1179 im Kloster Rupertsberg bei Bingen am Rhein) war eine deutsche Benediktinerin, Äbtissin, Dichterin, Komponistin und eine bedeutende natur- und heilkundige Universalgelehrte.

Hildegard von Bingen empfängt eine göttliche Inspiration und gibt sie an ihren Schreiber, den Mönch Vollmar, weiter, Frontispiz des Liber Scivias aus dem Rupertsberger Codex (um 1180), Tafel 1
Hildegard von Bingen empfängt eine göttliche Inspiration und gibt sie an ihren Schreiber, den Mönch Vollmar, weiter, Frontispiz des Liber Scivias aus dem Rupertsberger Codex (um 1180), Tafel 1
Wandbehang mit einer Darstellung der hl. Hildegard in der Heilig-Geist-Kirche in Frankfurt-Riederwald
Wandbehang mit einer Darstellung der hl. Hildegard in der Heilig-Geist-Kirche in Frankfurt-Riederwald

Hildegard von Bingen gilt als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters. Ihre Werke befassen sich unter anderem mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. Sie war auch Beraterin vieler Persönlichkeiten. Von ihr ist ein umfangreicher Briefwechsel erhalten geblieben, der auch deutliche Ermahnungen gegenüber hochgestellten Zeitgenossen enthält, sowie Berichte über weite Seelsorgereisen und ihre öffentliche Predigertätigkeit.

In der römisch-katholischen Kirche wird Hildegard als Heilige verehrt. Papst Benedikt XVI. dehnte am 10. Mai 2012 ihre Verehrung auf die Weltkirche aus und erhob sie am 7. Oktober 2012 zur Kirchenlehrerin (Doctor Ecclesiae universalis). Auch in der anglikanischen, der alt-katholischen und der evangelischen Kirche wird mit Gedenktagen an sie erinnert. Ihre Reliquien befinden sich in der Pfarrkirche von Eibingen.


Leben



Herkunft


Hildegard von Bingen wurde als Tochter der Edelfreien Hildebert und Mechtild geboren. Weder der genaue Geburtstag noch der Geburtsort werden von ihr oder zeitgenössischen Biografen genannt. Das wahrscheinliche Geburtsdatum lässt sich anhand ihrer Schrift Scivias näher eingrenzen auf die Zeit zwischen dem 1. Mai 1098 und dem 17. September 1098. Da ausgedehnter Besitz der Familie Hildegards aus Bermersheim vor der Höhe (bei Alzey) in ihre spätere Klostergründung einging und in einem Dokument ein Hiltebertus von Vermersheim und sein Sohn Drutwin (als Name von Hildegards Bruder bekannt) erwähnt werden, ist eine Geburt oder zumindest Kindheit auf dem Gut Bermersheim wahrscheinlich.[1] Als zehntes Kind der Eltern sollte sie ihr Leben der Kirche widmen (ein Zehnter an Gott).[2]

„[…] und meine Eltern weihten mich Gott unter Seufzern, und in meinem dritten Lebensjahr sah ich ein so großes Licht, daß meine Seele erzitterte […]“

Autobiographie[3]

Kindheit


Hildegard wuchs auf dem väterlichen Herrenhof auf[4] und wurde in ihrem achten Lebensjahr, wie damals üblich, von ihren Eltern als Oblatin dargebracht und mit der acht Jahre älteren Jutta von Sponheim in religiöse Erziehung gegeben. Jutta hatte bereits zwei Jahre zuvor im Alter von 14 Jahren von dem Mainzer Erzbischof Ruthard die Jungfrauenweihe empfangen. Für drei Jahre übernahm diese Erziehung die geweihte Witwe Uda von Göllheim.

„In meinem achten Jahr aber wurde ich zu geistlichem Leben Gott dargebracht (oblata) und bis zu meinem fünfzehnten Jahr war ich jemand, der vieles sah und mehr noch einfältig aussprach, so daß auch die, welche diese Dinge hörten, verwundert fragten, woher sie kämen und von wem sie stammten.“

Autobiografie[3]

In der Klause auf dem Disibodenberg


Am 1. November 1112[5] wurde sie mit Jutta, von da an ihre Lehrmeisterin, und einer dritten jungen Frau in einem Inklusorium an oder in dem seit 1108 von Benediktinermönchen bewohnten Kloster Disibodenberg eingeschlossen. Während Jutta an diesem Tage vor Abt Burchard (1108–1113) auch ihre Profess ablegte, tat dies Hildegard später vor dem Bischof Otto von Bamberg, der von 1112 bis 1115 den inhaftierten Mainzer Erzbischof Adalbert vertrat.[6][7]

Nach dem Tode Juttas in der mittlerweile zum Kloster gewachsenen Klause wurde Hildegard 1136 zur Magistra der versammelten Schülerinnen gewählt. Mehrfach kam es zu Auseinandersetzungen mit Abt Kuno von Disibodenberg, weil Hildegard die Askese, eines der Prinzipien des Mönchtums, mäßigte. So lockerte sie in ihrer Gemeinschaft die Speisebestimmungen und kürzte die durch Jutta festgelegten, sehr langen Gebets- und Gottesdienstzeiten. Offener Streit brach aus, als Hildegard mit ihrer Gemeinschaft ein eigenes Kloster gründen wollte. Die Benediktiner von Disibodenberg stellten sich dem entschieden entgegen, da Hildegard deren Kloster Popularität verschaffte.


Beginn der öffentlichen Wirksamkeit


Bei der Leitung ihrer Anhängerschaft und zur Begründung ihrer geschriebenen Texte berief sich Hildegard auf Visionen, die nach ihrer eigenen Darstellung 1141 unwiderstehlich stark wurden. Unsicher über die göttliche Herkunft ihrer Visionen, suchte Hildegard in einem aufgewühlt klingenden Brief Unterstützung bei Bernhard von Clairvaux, der sie beruhigte, zugleich aber vorsichtig antwortete:

„Wir freuen uns mit dir über die Gnade Gottes, die in dir ist. Und was uns angeht, so ermahnen und beschwören wir dich, sie als Gnade zu erachten und ihr mit der ganzen Liebeskraft der Demut und Hingabe zu entsprechen. […] Was können wir übrigens noch lehren oder wozu ermahnen, wo schon eine innere Unterweisung besteht und eine Salbung über alles belehrt?“[8]

Die beiden Briefe sind trotz gegenseitiger Hochschätzung die einzige Korrespondenz, die zwischen Hildegard und Bernhard stattfand. Da der Brief Bernhards die Erwartung Hildegards bzw. ihres Umfeldes nicht ganz erfüllte, wurde er für die Aufnahme in den Rupertsberger Riesenkodex abgeändert. Daneben wird in der neueren Forschung darüber gestritten, ob dieses kurze Zitat, das wie ein höfliches Ausweichmanöver gelesen werden kann, nicht genauso fiktiv ist wie die Episode über den vergeblichen Besuch Bernhards in Rupertsberg, bei dem Hildegard leider nicht anwesend sein konnte. Jedenfalls hat seine Anerkennung – ob fiktiv oder nicht – sehr zur Anerkennung ihrer historischen Persönlichkeit beigetragen.[9]

Dennoch begann Hildegard 1141 in Zusammenarbeit mit Propst Volmar von Disibodenberg und ihrer Vertrauten, der Nonne Richardis von Stade, ihre Visionen und theologischen wie anthropologischen Vorstellungen in Latein niederzuschreiben. Da sie selbst die lateinische Grammatik nicht beherrschte, ließ sie alle Texte von ihrem Schreiber (letzter Sekretär: Wibert von Gembloux) korrigieren. Ihr Hauptwerk Scivias („Wisse die Wege“) entstand in einem Zeitraum von sechs Jahren. Dieses Buch enthält 35 Miniaturen. Diese Miniaturen theologischen Inhalts[10] sind äußerst kunstvoll in leuchtenden Farben gemalt und dienen hauptsächlich zur Veranschaulichung des komplizierten und tiefsinnigen Textes.[11] Die Originalhandschrift gilt seit Ende des Zweiten Weltkrieges als verschollen, in der Abtei St. Hildegard in Eibingen befindet sich eine illuminierte Kopie aus dem Jahr 1939.

Während einer Synode in Trier bekam Hildegard 1147 schließlich von Papst Eugen III. die Erlaubnis, ihre Visionen zu veröffentlichen. Diese Erlaubnis stärkte auch ihre politische Bedeutung. Darüber hinaus stand sie mit vielen geistlichen und weltlichen Mächtigen in Korrespondenz. Hildegard hatte zahlreiche Visionen. 1141 erlebte sie eine Erscheinung, die sie als Auftrag Gottes verstand, ihre Erfahrungen aufzuzeichnen. Unsicher darüber, was diese Vision bedeutete, wurde Hildegard krank. In der Niederschrift ihrer Visionen, Scivias („Wisse die Wege“), schreibt Hildegard:

„Ich aber, obgleich ich diese Dinge hörte, weigerte mich lange Zeit, sie niederzuschreiben – aus Zweifel und Missglauben und wegen der Vielfalt menschlicher Worte, nicht aus Eigensinn, sondern weil ich der Demut folgte und das so lange, bis die Geißel Gottes mich fällte und ich ins Krankenbett fiel; dann, endlich bewegt durch vielerlei Krankheit […], gab ich meine Hand dem Schreiben anheim. Während ich's tat, spürte ich […] den tiefen Sinn der Heiligen Schrift; und ich erhob mich so selbst von der Krankheit durch die Stärke, die ich empfing und brachte dies Werk zu seinem Ende – eben so – in zehn Jahren. […] Und ich sprach und schrieb diese Dinge nicht aus Erfindung meines Herzens oder irgend einer anderen Person, sondern durch die geheimen Mysterien Gottes, wie ich sie vernahm und empfing von den himmlischen Orten. Und wieder vernahm ich eine Stimme vom Himmel, und sie sprach zu mir: Erhebe deine Stimme und schreibe also!“

Hildegards sehr bildliche Beschreibungen ihrer körperlichen Zustände und ihrer Visionen interpretiert der Neurologe Oliver Sacks als Symptome einer schweren Migräne, speziell aufgrund der von ihr geschilderten Lichterscheinungen (Auren). Sacks und andere moderne Naturwissenschaftler vermuten, dass Hildegard an einem Skotom litt, das diese halluzinatorischen Lichtphänomene hervorrief.[12]


Meisterin vom Rupertsberg


Zwischen 1147 und 1150 gründete Hildegard das Kloster Rupertsberg auf dem Rupertsberg bei der Mündung der Nahe in den Rhein. Die erhaltenen Kunstgegenstände, vor allem das gold-purpurne Antependium, zeugen vom ehemaligen Reichtum Rupertsbergs. Bemerkenswert ist, dass Meister Mathis Gothart Nithart gen. Grünewald dieses Kloster Rupertsberg oberhalb der Nahe als Vorlage für die Klosterkirche im romanisch-frühgotischen Stil genommen hat, die im Hintergrund der „Weihnachtstafel“ des Isenheimer Altars (um 1516) zu sehen ist; das belegt ein Vergleich mit den Kupferstichen von Daniel Meisner[13] und Matthäus Merian.[14] Für diese Annahme spricht auch, dass Grünewald sich um 1510 in Bingen aufgehalten und auf der dortigen Burg Klopp[15] als „Wasserkunstmacher“ gearbeitet hat.

Bereits 1151 kam es zu neuen Auseinandersetzungen mit geistlichen Amtsträgern: Der Mainzer Erzbischof Heinrich und sein Bremer Amtsbruder Hartwig von Stade verlangten, dass Richardis von Stade das neue Kloster verlasse. Richardis war die Schwester des Bremer Erzbischofs und sollte Äbtissin des Klosters Bassum werden. Hildegard verweigerte zunächst die Freistellung ihrer engsten Mitarbeiterin und schaltete Eugen III. ein. Dennoch setzten sich die beiden Erzbischöfe schließlich durch, und Richardis verließ das Kloster Rupertsberg.

Nach dieser Einigung bestätigte Erzbischof Heinrich schließlich 1152 die Überschreibung der durch Hildegards Ruf sehr umfangreich gewordenen Klostergüter. Dieser ansteigende Reichtum wirkte sich auch auf das Leben der Gemeinschaft aus und rief Kritik hervor. So griffen mehrere Geistliche, aber auch Leiterinnen anderer Gemeinschaften, zum Beispiel die Meisterin Tengswich von Andernach, Hildegard an, weil ihre Nonnen entgegen dem evangelischen Rat der Armut angeblich luxuriös lebten und nur Frauen aus adligen Familien in Rupertsberg aufgenommen wurden.[16] Als standesbewusste Adlige rechtfertige Hildegard den Grundsatz, dass bei der Aufnahme in ein Kloster den Frauen und Männern von Adel der Vorrang zukomme, wenn das Kloster von einer Adelsfamilie gestiftet worden war.[17] Schließlich, so Hildegard, bringe auch niemand seinen ganzen Viehbesitz (Rinder, Esel, Schafe und Böcke) in einem einzigen Stall unter.[18] Da die Zahl der Nonnen im Rupertsberger Kloster ständig zunahm, erwarb Hildegard 1165 das leerstehende Augustinerkloster in Eibingen und gründete dort ein Tochterkloster, in das Nichtadelige eintreten konnten, und setzte dort eine Priorin ein. Hildegard von Bingen starb am 17. September 1179 im 82. Lebensjahr.


Wirken


Hildegards Predigt-Reisen
Hildegards Predigt-Reisen

Die Bedeutung Hildegards von Bingen lässt sich schlecht in einzelne Kategorien zwängen, da sich das Weltbild seit der Aufklärung stark verändert hat. In ihrer Zeit waren bedeutende Personen Universalgelehrte. Hildegard von Bingen gilt allgemein als Person, die durch eigene Denkansätze neue Impulse setzte und damit einen umfassenden Blickwinkel ermöglichte.


Religiöse und politische Bedeutung in ihrer Zeit


Ihr selbstbewusstes und charismatisches Auftreten führte zu ihrer großen Bekanntheit. Sie predigte als erste Nonne öffentlich dem Volk die Umkehr zu Gott (u. a. auf Predigtreisen nach Mainz, Würzburg, Bamberg, Trier, Metz, Bonn und Köln). Aus einem in seiner Echtheit umstrittenen Brief des Kaisers Barbarossa an sie, der im Wiesbadener Riesenkodex überliefert ist, wird geschlossen, dass dieser sich mit ihr als Beraterin in der Ingelheimer Kaiserpfalz getroffen habe. Auch im hohen Alter unternahm sie noch Reisen zu verschiedenen Klöstern.

„Gott, Kosmos und Menschheit“ aus Scivias, Tafel 4
„Gott, Kosmos und Menschheit“ aus Scivias, Tafel 4
„Chor der Engel“ aus Scivias I.6, Rupertsberger Codex fol. 38r
„Chor der Engel“ aus Scivias I.6, Rupertsberger Codex fol. 38r
„Kosmos, Leib und Seele“ aus dem Liber divinorum operum I.4
„Kosmos, Leib und Seele“ aus dem Liber divinorum operum I.4

Wegen ihres Glaubens und ihrer Lebensart wurde sie für viele Menschen zur Wegweiserin. Schon zu ihren Lebzeiten nannten viele sie eine Heilige. Hildegard begründete diese Auffassung, indem sie sich für ihre theologischen und philosophischen Aussagen immer wieder auf Visionen berief. Damit sicherte sie ihre Lehren gegen die Lehrmeinung ab, dass Frauen aus eigener Kraft nicht zu theologischen Kenntnissen in der Lage seien. Sie selbst bezeichnete sich als „ungebildet“. Unter anderem griff sie auf der Seite des Papstes in die theologische Auseinandersetzung um die Wandlung des Altarsakraments ein.

Ihre moralische Lehre faszinierte zu ihrer Zeit nicht nur die Nonnen, sondern auch Mönche, Adlige und Laien. Mit starkem Selbstbewusstsein setzte sie ihre Interessen gegen andere durch, sowohl aus Überzeugung als auch zur Durchsetzung politischer Ziele (z. B. bei der Bestattung eines begüterten Exkommunizierten oder dem Abstreiten der Besitzrechte des Disibodenberges).

Vor allem sind es die drei theologischen Werke, die ihren damaligen Ruhm begründeten. Ihr Hauptwerk Scivias („Wisse die Wege“) ist eine Glaubenslehre, in der Weltbild und Menschenbild untrennbar mit dem Gottesbild verwoben sind. Die philosophisch-theologische Gesamtschau, die in allen wesentlichen Punkten der Kirchenlehre entspricht, wird in 26 Visionen dargestellt. Papst Eugenius III. bestätigte 1147 die Authentizität des ersten Teils der Scivias und erlaubte Hildegard, öffentlich zu predigen. Damit ist Hildegard die erste Frau, die eine päpstliche Bestätigung als Autorität in theologischen Fragen erhielt.[19]

Das zweite Visionswerk Liber vitae meritorum („Buch der Lebensverdienste“) könnte man als visionäre Ethik beschreiben. In ihm werden 35 Laster und Tugenden gegenübergestellt. Das dritte Buch Liber divinorum operum („Buch der göttlichen Werke“) ist Hildegards Schau über Welt und Mensch. Sie beschreibt hier die Schöpfungsordnung gemäß der mittelalterlichen Mikrokosmos-Makrokosmos-Vorstellung als etwas, in dem Leib und Seele, Welt und Kirche, Natur und Gnade in die Verantwortung des Menschen gestellt sind. Damit schuf sie auch eine frühe Form des Homo signorum.

Ebenfalls zum theologischen Gesamtwerk zu zählen ist ihre umfangreiche Korrespondenz mit hohen geistlichen und weltlichen Würdenträgern (darunter auch Bernhard von Clairvaux), die in ca. 300 Schriftstücken erhalten geblieben ist. Darin zeigt sie ihren außergewöhnlich starken Charakter und Gottesglauben. Für ihre Zeit wirken ihre offenen Worte und Ermahnungen, die sie gegenüber König und Papst führte, besonders bemerkenswert. Ihre Herkunft sowie die Besetzung höchster Kirchenämter durch Verwandte (u. a. ihr Bruder Hugo als Domkantor von Mainz) verschafften ihr den nötigen Einfluss, um angehört zu werden.


Natur- und heilkundliche Schriften


Hildegard hat zwischen 1150 und 1160 zwei natur- und heilkundliche Werke verfasst und gilt als „Deutschlands erste schriftstellernde Ärztin“.[20] Im Gegensatz zu den visionären Schriften gibt es keine Abschriften, die auf Hildegard selbst bzw. ihre unmittelbare Umgebung zurückgehen. Alle erhaltenen 13 Textzeugen (Handschriften) sind erst 100 Jahre nach ihr oder noch später (vom 13. bis 15. Jh.) entstanden, so dass teilweise ihre Autorschaft angezweifelt wurde. In den zweifellos ihr zuzuschreibenden Werken wird jedoch eine Schrift zur Naturkunde mit dem Titel Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum (Das Buch von den Geheimnissen der verschiedenen Naturen der Geschöpfe) erwähnt. Damit könnte die große Schrift über die Eigenschaften und Wirkungen von Kräutern, Bäumen, Edelsteinen, Tieren und Metallen gemeint sein, die später unter der Bezeichnung Physica gedruckt wurde. Ein zweites Werk, Causae et curae (Ursachen und Behandlungen) genannt, ist nur in einer einzigen Handschrift überliefert. Hier handelt es sich um eine allgemeine Darstellung der Schöpfung, der Natur und insbesondere der menschlichen Natur. Im zweiten Teil ist von einzelnen Krankheiten und ihrer Behandlung sowie von der Diagnostik die Rede. Einige Autoren des 15. Jahrhunderts übernahmen einzelne Textstellen aus Hildegards, sich im Rahmen der damaligen Medizintheorie (Humoralpathologie) bewegender Physica (etwa im Gart der Gesundheit[21] und im Kochbuch Meister Eberhards[22]).[23] Der Begriff „Hildegard-Medizin“ wurde als Marketing-Begriff erst ab 1970 eingeführt.[24][25]

Die Leistung Hildegards liegt unter anderem darin, dass sie das damalige Wissen über Krankheiten und Pflanzen aus der griechisch-lateinischen Tradition mit dem der Volksmedizin zusammenbrachte und (wie schon zuvor ein Innsbrucker Kräuterbuch) die deutschen Pflanzennamen[26] nutzte. Sie entwickelte vor allem aber eigene Ansichten über die Entstehung von Krankheiten, Körperlichkeit und Sexualität. Weiterhin verurteilt sie jegliche sexuelle Handlung, die nach theologischem Verständnis gegen die göttliche Schöpfungsordnung verstößt. Eigene medizinische Verfahren entwickelte sie nicht, sondern trug lediglich bereits bekannte Behandlungsmethoden aus verschiedenen Quellen zusammen. Hildegards Krankheitstheorie ist der antiken Viersäftelehre sehr ähnlich, nur mit abweichenden Bezeichnungen.[27] Die Kräuterkunde aus Causae et Curae beinhaltet viele sehr direkte Anweisungen, die jeweils nach Symptomen geordnet sind. Sie sind daher auch für medizinische Laien gut zu gebrauchen. So heißt es beispielsweise: „Vom Tränen der Augen: Wer nässende Augen hat, wie wenn sie tränten, soll ein Feigenblatt pflücken, das in der Nacht vom Tau gründlich benetzt worden ist, wenn die Sonne es an seinem Zweige bereits erwärmt hat, und so warm auf seine Augen legen, um deren Feuchtigkeit einzuschränken…“ oder „Wenn das Gehör eines Menschen von irgendeinem Phlegmastoff oder einer anderen Art des Krankseins zugrunde gerichtet wird, nimmt man weißen Weihrauch, und lass aus ihm über lebendigem Feuer Rauch aufsteigen und lass diesen Rauch in das sich obdurierende Ohr aufsteigen…“.

Der Gedanke der Einheit und Ganzheit ist auch ein Schlüssel zu Hildegards natur- und heilkundlichen Schriften. Diese sind ganz davon geprägt, dass Heil und Heilung des kranken Menschen allein von der Hinwendung zum Glauben, der allein gute Werke und eine maßvolle Lebens-Ordnung hervorbringe, ausgehen könne. In diesen Punkten unterscheidet sich Hildegard stark von den eher rationalen Werken der übrigen Klostermedizin. So heißt es bei Hildegard: „Drei Pfade hat der Mensch in sich, in denen sich sein Leben tätigt: die Seele, den Leib und die Sinne“. Nur wenn diese drei Aspekte der Lebensführung ausgewogen beachtet werden, bleibt der Mensch gesund.


Musik


Hörbeispiel: «O frondens virga» (Antiphon)

Die unter dem Namen Symphonia armonie celestium revelationum („Symphonie der Harmonie der himmlischen Erscheinungen“) überlieferte Sammlung geistlicher Lieder der Hildegard von Bingen enthält 77 liturgische Gesänge mit Melodien in diastematischer Neumennotation[28] sowie das in Text und musikalischer Notation erhaltene (liturgische Drama) Ordo virtutum, das in zwei Fassungen vorliegt – unneumiert in der Visionsschrift Scivias sowie neumiert im späteren sog. Rupertsberger Riesenkodex (Wiesbaden). Das Spektrum der Gesänge umfasst Antiphonen, Responsorien, Hymnen, Sequenzen, ein Kyrie, ein Alleluja sowie zwei Symphoniae. Hildegards Musik nimmt eine Sonderstellung in der Gregorianik ein; sie zeichnet sich durch weiträumige Tonumfänge und große Intervalle wie Quart- und Quintsprünge aus. Das liturgische Spiel Ordo virtutum bringt die visionäre Gedanken- und Bilderwelt Hildegards am reinsten zum Ausdruck. Der Musikologe Robert schrieb: „Der Ordo Virtutum steht für sich allein und ist beispiellos, eine einzigartige Schöpfung seiner Art.“[29]

Hildegards Selbststilisierung als indocta oder illiterata wird heute häufig missverstanden. Gemeint ist eine Abgrenzung gegenüber einem neuen Konzept von Bildung. Ihre Haltung zur Schrift bezog sich dagegen auf das ältere monastische Handwerk der Gedächtniskunst, wobei sie vor allem an ein Genre aus dem 5. Jahrhundert anknüpfte:[30] Prudentius’ Psychomachia – ein allegorischer Kampf zwischen den Tugenden und den Lastern, denen sie im Ordo virtutum („Spiel der Kräfte“ wie die Seele, die Tugenden, die Engel usw.) durch Gesänge eine musikalische Gestalt und eine Stimme gab – oft in einem ausgreifenden Ambitus, der die plagale und authentische Tonart umspannt. Solche Inszenierungen der Tugenden (virtutes) haben möglicherweise im Rahmen eines liturgischen Dramas die Kirche ihrer Abtei belebt.[31]


Schriften


Handschrift in der Biblioteca Laurenziana zu Florenz, um 1310
Handschrift in der Biblioteca Laurenziana zu Florenz, um 1310
Hildegard schrieb ein Glossar zur Lingua ignota, einer von ihr erfundenen Sprache, für die sie dieses Alphabet verwendete
Hildegard schrieb ein Glossar zur Lingua ignota, einer von ihr erfundenen Sprache, für die sie dieses Alphabet verwendete

Nachleben



Wirkungsstätten


Das Kloster Disibodenberg wurde infolge der Reformation aufgelöst und verfiel. Heute sind dort ausgedehnte Ruinen zu besichtigen.

Das Kloster Rupertsberg wurde während des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1632 von schwedischen Truppen zerstört. Die vertriebenen Ordensschwestern übersiedelten in das Kloster Eibingen. Die Ruinen wurden später überbaut. Heute befinden sich dort Reste von fünf Arkadenbögen der ehemaligen Klosterkirche. Gerhard Roese hat die Gestalt der Klosteranlage rekonstruiert[37] und schuf ein Modell, das im „Historischen Museum am Strom“ in Bingen zu besichtigen ist.[38][39] Der um das Kloster Rupertsberg entstandene Ort Bingerbrück gehört zu Bingen am Rhein.

Das Kloster Eibingen wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgehoben und teilweise abgebrochen. Ein Flügel des Klosters ist erhalten. Die Klosterkirche wurde die Pfarrkirche St. Hildegard des Ortes Eibingen. Sie hat heute auch Bedeutung als Wallfahrtskirche, da sich dort der Schrein mit den Gebeinen Hildegards befindet.

Die oberhalb von Eibingen bestehende Abtei St. Hildegard ist eine Neugründung von 1904. Diese Abtei besitzt jedoch die Rechte der beiden Abteien Rupertsberg und Eibingen. Die Äbtissin von Rupertsberg und Eibingen steht dadurch in der Nachfolge der heiligen Hildegard. In der Klosterkirche befindet sich in Bogenfeldern auf der Nordseite des Mittelschiffs ein Freskenzyklus mit Szenen aus dem Leben der Hildegard im Stil der Beuroner Kunstschule.


Verehrung und Brauchtum



Heiligsprechung

Bereits zu Lebzeiten wurde Hildegard wie eine Heilige verehrt. 1228 wurde ein erster Antrag auf Heiligsprechung gestellt. Ein offizielles Heiligsprechungsverfahren wurde bereits von Papst Gregor IX. (1227–1241) durch eine von ihm veranlasste Untersuchung begonnen, aber nicht abgeschlossen. In einer original erhaltenen Urkunde aus dem Jahr 1233 bescheinigen drei Mainzer Kleriker, dass sie im Auftrag des Papstes Hildegards Lebenswandel, Ruf und Schriften mit positivem Ergebnis überprüft hätten; es werden auch zahlreiche Wunder an Hildegards Grab erwähnt.[40] Aufgrund von Widerständen des bischöflichen Mainzer Domkapitels dauerte das Verfahren so lange an, dass selbst der letzte bekannte Versuch eines ordentlichen Kanonisationsverfahrens unter Papst Innozenz IV. im Jahre 1244 zu keinem Ergebnis führte. Der bischöfliche Widerstand scheint nicht in der Person Hildegards, sondern in der Kompetenzfrage für eine Kanonisation begründet gewesen zu sein, denn erst seit dem 12. Jahrhundert hatte Rom die Zuständigkeit für Heiligsprechungen an sich gezogen. Dafür spricht das aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammende Antependium der Rupertsberger Klosterkirche, auf dem Hildegard mit Heiligenschein und der Bischof von Mainz als sie verehrender Stifter abgebildet sind. Ohne dass heute der Abschluss eines damals auch nicht notwendigen Kanonisationsverfahren bekannt ist, erfolgte die Kanonisation (Aufnahme in den Kanon) Hildegards spätestens 1584 mit der Aufnahme in die Erstausgabe des Martyrologium Romanum (Verzeichnis der Heiligen der römisch-katholischen Kirche).[41]

Die zu größeren Festlichkeiten oder Jubiläen der Heiligen übersendeten päpstlichen Bullen zeugen von der großen Bedeutung Hildegards; auch Joseph Ratzinger (der spätere Papst Benedikt XVI.) hat sich in seiner Zeit als Professor in Bonn (1959–1963) intensiv mit dem Leben und den Schriften Hildegards beschäftigt.

Am 10. Mai 2012 dehnte Papst Benedikt XVI. die Verehrung der hl. Hildegard auf die ganze Kirche aus und schrieb sie in das Verzeichnis der Heiligen ein.[42] Am 27. Mai 2012 (Pfingstsonntag) gab er seine Entscheidung bekannt, Hildegard zur Kirchenlehrerin zu erheben.[43][44] Am 7. Oktober 2012 folgte ihre feierliche Erhebung zur Kirchenlehrerin; zugleich wurde Johannes von Avila zum Kirchenlehrer erhoben.[45][46]


Gedenktag

Ihr Gedenktag in der Liturgie der katholischen Kirche sowie in den Heiligen- und Namenkalendern der anglikanischen Kirche, der evangelischen Kirche in Deutschland und der evangelisch-lutherischen Kirche in Amerika ist der 17. September.[47][48] In einigen katholischen Diözesen Deutschlands ist der Gedenktag ein Fest. Papst Franziskus nahm ihren Gedenktag am 2. Februar 2021 in den Römischen Generalkalender auf.[49]


Reliquien

Schrein mit den Gebeinen der heiligen Hildegard von Bingen in der Pfarrkirche von Eibingen
Schrein mit den Gebeinen der heiligen Hildegard von Bingen in der Pfarrkirche von Eibingen

Die Reliquien der hl. Hildegard befanden sich bis 1631 im Kloster Rupertsberg bei Bingen. Im Dreißigjährigen Krieg wurden sie von der Äbtissin Anna Lerch von Dirmstein vor der Vernichtung gerettet, und seit 1641 befinden sie sich in der Kirche des alten Klosters Eibingen. Der Reliquienschrein befindet sich im Altarraum des alten Klosters, der heutigen Pfarrkirche von Eibingen.

Hildegard hat als eine der bedeutendsten Frauen des Mittelalters eine große Anzahl von Reliquien geschenkt bekommen und zusammengetragen. Diese als Eibinger Reliquienschatz bezeichneten Reliquien befinden sich, wie der Hildegardisschrein selbst, in der Pfarrkirche St. Hildegard und St. Johannes d. T. in Eibingen. Der Reliquienschatz wird in dem südlichen Teil des Hauptschiffes in einem gläsernen Altar aufbewahrt. Auch er wurde 1631/1632 von der Rupertsberger Äbtissin Anna Lerch von Dirmstein vor der Vernichtung durch die Schweden bewahrt.


Hildegardisfest in Eibingen

Alljährlich am 17. September, dem Gedenktag der hl. Hildegard, wird in der Abtei St. Hildegard und im Rüdesheimer Stadtteil Eibingen das Hildegardisfest als Hochfest gefeiert. Traditionell findet morgens ein Pontifikalamt und mittags eine Reliquienprozession statt, deren Begründer 1857 Pfarrer Ludwig Schneider war. Der Reliquienschrein ist an diesem Tag für die Gläubigen zugänglich; die Tür an der Vorderseite des Schreines wird ausschließlich an diesem Tag geöffnet. Das Fest schließt mit der Vesper.


Bruderschaft der Schreinträger zu Eibingen

Die seit dem Jahr 1929 tätigen Schreinträger des Reliquienschreines der hl. Hildegard gründeten am 30. Dezember 2020 eine Bruderschaft, die den Tragedienst des Schreines und die Ehrenwache zu den Feierlichkeiten in Eibingen bereitstellt. Die Bruderschaft zu Ehren der hl. Hildegard wurde am Vorabend des Jahrestages der Heiligsprechung zum 10. Mai 2021 in der Wallfahrtskirche zu Eibingen vorgestellt. Die Fahnenweihe erfolgte im Festgottesdienst zum Patronatsfest am 26. Juni 2022.[50]


Namensgeberin

Zahlreiche Kirchen sind der heiligen Hildegard von Bingen geweiht, siehe Hildegardkirche.

Eine Reihe von Schulen wurden nach ihr benannt: das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium in Köln-Sülz, das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium Twistringen (Niedersachsen), das Hildegardisgymnasium Bochum, das Hildegardisgymnasium Duisburg, die Hildegardis-Schule Hagen sowie die Hildegardisschule Bingen am Rhein (Gymnasium und Berufsbildende Schule), die Hildegardisschule Münster und die Hildegardisschule in Rüdesheim am Rhein (Realschule).

Die Pflanzengattung Hildegardia Schott & Endl. aus der Familie der Malvengewächse (Malvaceae) ist nach ihr benannt.[51]

Seit 1995 wird jährlich von der Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz der Hildegard-von-Bingen-Preis für Publizistik verliehen.

2016 wurde von der IAU der Mondkrater Hildegard nach ihr benannt.[52]

Seit dem Sommer 2020 trägt ein Hörsaal des Departements Gesundheit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften den Namen Hildegard von Bingen.[53]


Sonstige Würdigungen

Deutsche Sondermarke 1998 zum 900. Geburtstag, Hildegards Vision vom Lebenskreis
Deutsche Sondermarke 1998 zum 900. Geburtstag, Hildegards Vision vom Lebenskreis

Eine Gedenktafel für sie fand Aufnahme in die Walhalla bei Regensburg.

Das Historische Museum am Strom in Bingen würdigt Hildegard mit einer Dauerausstellung und Sonderausstellungen.[54]

Der 137 Kilometer lange Hildegard-von-Bingen-Pilgerwanderweg verläuft entlang ihrer Lebensstationen und erinnert mit Hinweistafeln an ihr Leben und Werk.

Reith im Alpbachtal in Tirol hat einen Naturgarten mit Kräutern und Gewächsen nach Hildegard von Bingen angelegt („Hildegard Garten“)[55] und einen Rundwanderweg namens „Hildegard Natur Weg“ eingerichtet.[56]


Gesellschaften/Forschung


Die Hildegard-Forschung hat mittlerweile weltweite Bedeutung gewonnen. In Deutschland und Europa befassen sich unzählige Diplomarbeiten, Forschungsgruppen und Hildegard-Gesellschaften mit den Schriften und dem Wirken der Heiligen. In den letzten Jahren hat verstärkt Interesse aus den Vereinigten Staaten und Asien eingesetzt. Hildegard-Kongresse in diesen und anderen Gebieten zeugen vom weltumspannenden Interesse für Hildegard.


Rezeption in der Musik


Im Februar 1982 wurde vom Westdeutschen Rundfunk Köln (WDR) ein Kolloquium über die Musik der Hildegard von Bingen veranstaltet. Im Mai 1982 brachte das Ensemble für Musik des Mittelalters „Sequentia“ unter der Leitung von Barbara Thornton (1950–1998) und Benjamin Bagby das Mysterienspiel Ordo virtutum („Reigen der Tugendkräfte“, „Spiel der Kräfte“) in der romanischen Kirche Groß St. Martin zu Köln auf die Bühne. Am Heiligen Abend 1982 wurde diese Produktion im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Im selben Jahr erschien auch die Einspielung auf Tonträger (Aufnahmeort: Klosterkirche Knechtsteden) als Doppel-LP Ordo virtutum. Das Konzept stammte von Barbara Thornton. Als Schauspieler wirkten Carmen-Renate Köper als Hildegard und William Mockridge als Diabolus mit.[57]

Zum 900. Geburtstag der hl. Hildegard (1998) wurde der Ordo virtutum von „Sequentia“ neu eingespielt mit Franz-Josef Heumannskämper als Diabolus und Regisseur. Die Produktion kam beim Lincoln Center Summer Festival, in der Royal Albert Hall in London, in der Kirche Notre Dame de Paris und beim Melbourne Festival zur Aufführung.

Folgende jüngere Kompositionen beziehen sich direkt auf Hildegard von Bingen, ihre Musik oder ihre Texte:


Bühne und Hörspiele


1998 brachte die Berliner Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Nadja Reichardt[60] das Leben der Hildegard von Bingen unter dem Titel Eine Schwalbe im Krieg auf die Theaterbühne. Seit der Premiere 1998 wird das Ein-Personen-Stück jährlich aufgeführt. Eine Hörspiel-Version gibt es ebenfalls.

Der Autor und Regisseur Rüdiger Heins schrieb und inszenierte auf der Grundlage von Hildegards Texten 2010 ein Theaterstück. In Vision der Liebe beschäftigt er sich mit den Visionen Hildegards. Aktuelle Themen wie Umweltverschmutzung, Kriege und Integrationsfragen werden auf dem Hintergrund ihrer Schriften in die heutige Zeit übertragen. Die Uraufführung fand am 10. Dezember 2010 in Bingen statt. Das Stück ist als Art in Process konzipiert, das heißt, es soll sich im Laufe der Jahre ständig verändern.

Die Mediävistin Hildegard Elisabeth Keller integrierte Hildegard als eine von vier weiblichen Hauptfiguren in den dritten Band ihrer Trilogie des Zeitlosen (2011). In dem beigefügten Hörspiel auf CD unterhält sich Hildegard mit drei anderen Autorinnen in einer fiktiven Begegnung außerhalb der Zeit.


Filme


Die Regisseurin Margarethe von Trotta verfilmte im Jahr 2008 das Leben der Hildegard von Bingen mit dem Titel Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen (Produzent: Markus Zimmer). Hildegard wird dabei von der Schauspielerin Barbara Sukowa verkörpert.[61] Der Concorde Filmverleih brachte den Film am 24. September 2009 in die deutschen Kinos.

In der TV-Dokumentarreihe „Die Deutschen“ des ZDF erschien 2010 die Folge „Hildegard von Bingen und die Macht der Frauen“.[62]


Werkausgaben



Literatur (Auswahl)



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Anmerkungen


  1. Marianna Schrader, Adelgundis Führkötter: Die Herkunft der Heiligen Hildegard. In: Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte. Band 43, 2. Auflage. Mainz 1981, S. 14 und 18.
  2. Dagmar Heller: Hildegard von Bingen. (1098–1179). In: Helmut Burkhardt und Uwe Swarat (Hrsg.): Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde. Band 2. R. Brockhaus Verlag, Wuppertal 1993, ISBN 3-417-24642-3, S. 907.
  3. Klaes 1998, S. 125.
  4. Heinrich Schipperges: Die Welt der Hildegard von Bingen. Leben, Wirken, Botschaft. HOHE, Erftstadt 2007, ISBN 978-3-86756-073-3, S. 36.
  5. Jahreszahl nach Juttas Vita (Franz Staab: Reform und Reformgruppen im Erzbistum Mainz. Vom ‚Libellus de Willigisi consuetudinibus‘ zur ‚Vita domnae Juttae inclusae‘. In: Reformidee und Reformpolitik im spätsalisch-frühstaufischen Reich, Hg. Stefan Weinfurter unter Mitarbeit von Hubertus Seibert, Mainz 1992 (= Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte. Band 68)). Dagegen berichtet Hildegards Vita, sie sei im Alter von acht Jahren auf dem Disibodenberg eingeschlossen worden. (Monika Klaes (Hrsg.): Vita Sanctae Hildegardis. (Corpus Christianorum, Continuatio mediaevalis 126). Brepols, Turnholti 1993., ISBN 2-503-04261-9, I, 1, S. 6)
  6. Alfred Haverkamp: Hildegard von Disibodenberg-Bingen. Von der Peripherie zum Zentrum. In: Alfred Haverkamp (Hrsg.): Hildegard von Bingen in ihrem historischen Umfeld. Internationaler wissenschaftlicher Kongress zum 900-jährigen Jubiläum. 13. bis 19. September 1998. Bingen am Rhein. Mainz 2000. Anm. 5 und 73
  7. Klaes 1998, S. 14.
  8. Hildegard von Bingen: Im Feuer der Taube: die Briefe. Übers. und hrsg. von Walburga Storch. Pattloch, Augsburg 1997, ISBN 3-629-00885-2, S. 21; vgl. die Interpretation des Briefwechsels bei Christian Sperber, Hildegard von Bingen. Eine widerständige Frau, Aichach 2003, S. 92–115.
  9. Michael Embach: Die Schriften Hildegards von Bingen: Studien zu ihrer Überlieferung und Rezeption im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Habilitation Universität Trier, Berlin 2003.
  10. Michael Zöller: Gott weist seinem Volk seine Wege. Die theologische Konzeption des Liber Scivias der Hildegard von Bingen (1098–1179). Tübingen 1997 (= Tübinger Studien zur Theologie und Philosophie, 11).
  11. Ute Mauch: Hildegard von Bingen und ihre Abhandlungen zum dreieinen Gott im Liber Scivias (Visio II, 2). Ein Beitrag zum Übergang vom sprechenden Bild zu Wort, Schrift und Bild. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 23, 2004, S. 146–158.
  12. Oliver Sacks: Migraine: Understanding a Common Disorder. Berkeley, 1985, S. 106–108; Ines Perl: Der Migräne-Aura auf der Spur, Uni Magdeburg, Januar 2001
  13. Meisner / Kieser: Thesaurus philopoliticus oder Politisches Schatzkästlein, Faksimile-Neudruck mit Einleitung und Register von Klaus Eymann, Verlag Walter Uhl, Unterschneidheim 1972, 2. Buch, 2. Teil, Nr. 43
  14. Matthäus Merian: Topographia Archiepiscopatum Moguntinensis, Trevirensis et Coloniensis. herausgegeben von Lucas Heinrich Wüthrich. Kassel / Basel 1967, S. 15 ff.
  15. Pantxika Béguerie-De Paepe / Magali Haas: Der Isenheimer Altar – Das Meisterwerk im Musée Unterlinden, Paris 2016, S. 25
  16. Den Brief von Tengswich beantwortete Hildegard recht kühl, ohne auf die einzelnen Vorwürfe einzugehen. Lediglich zur Trennung von adligen und nichtadligen Nonnen bemerkt sie, ein konfliktfreies Zusammenleben der verschiedenen Stände sei schwierig. Vgl. Hildegard von Bingen: Im Feuer der Taube: die Briefe. Übers. und hrsg. von Walburga Storch. Pattloch, Augsburg 1997, ISBN 3-629-00885-2, S. 110–114.
  17. Alfred Wendehorst: Die fränkischen Benediktinerabteien und die Reformation. In: Elmar Hochholzer (Hrsg.): Benediktinisches Mönchtum in Franken vom 12. bis zum 17. Jahrhundert. Zum 400. Todestag des Münsterschwarzacher Abtes Johannes IV. Burckhardt (1563–1598). Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2000, ISBN 3-87868-173-9, S. 179–194, hier S. 180.
  18. Hildegardis Bingensis: Epistolarium. Pars prima (I–XC) (= Corpus Christianorum, Continuatio Mediaevalis, Bd. 91). Herausgegeben von Lieven van Acker. Brepols, Turnhout 1991, ISBN 978-2-503-03911-4, S. 129, Nr. 52R.
  19. Anna Reser, Leila McNeill: Frauen, die die Wissenschaft veränderten. Haupt, Bern 2022, ISBN 978-3-258-08258-5, S. 30.
  20. H. G. Schwieger, Gottfried Zöbl: Die alte Apotheke. Hrsg. anlässlich des Deutschen Apothekertages 1954. Verbandstoff-Fabriken Paul Hartmann AG, Heidenheim 1954, S. 5.
  21. Peter Riethe: Hildegards von Bingen „Liber simplicis medicinae“ im Mainzer „Gart der Gesundheit“. In: Sudhoffs Archiv. Band 89, Nr. 1, 2005, S. 96–119.
  22. Melitta Weiss-Amer: Die „Physica“ Hildegards von Bingen als Quelle für das „Kochbuch Meister Eberhards“. In: Sudhoffs Archiv. Band 76, Nr. 1, 1992, S. 87–96.
  23. Tobias Niedenthal: Klostermedizin: Von Monte Cassino nach Bingen. Gewidmet Johannes Gottfried Mayer. In: Medizin im Mittelalter. Zwischen Erfahrungswissen, Magie und Religion (= Spektrum der Wissenschaft. Spezial: Archäologie Geschichte Kultur. Band 2.19), 2019 (auch in Spektrum der Wissenschaft. 7, 2019), S. 34–40, hier: S. 40.
  24. Die fragwürdigen Tipps der heiligen Hildegard. In: Die Welt, 4. Oktober 2012.
  25. Das große Geschäft mit Hildegard von Bingen. In: Der Standard, 5. Juli 2013.
  26. Vgl. auch Barbara Fehringer[-Tröger]: Das „Speyerer Kräuterbuch“ mit den Heilpflanzen Hildegards von Bingen. Eine Studie zur mittelhochdeutschen „Physica“-Rezeption mit kritischer Ausgabe des Textes. Königshausen & Neumann, Würzburg 1994 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, Beiheft 2).
  27. Irmgard Müller: Die pflanzlichen Heilmittel bei Hildegard von Bingen. Heilwissen aus der Klostermedizin. Salzburg 1982; Neudruck Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 1993; 2. Auflage ebenda 2008, ISBN 978-3-451-05945-2, S. 13.
  28. Barbara Stühlmeyer: Die Gesänge der Hildegard von Bingen. Eine musikologische, theologische und kulturhistorische Untersuchung. Dissertation, Olms 2003.
  29. Robert Potter: The ‘Ordo Virtutum’: Ancestor of the English Moralities? In: Comparative Drama. Band 20, Nr. 3, 1986, S. 201–210.
  30. M. Carruthers: The Craft of Thought, Cambridge etc. 1998.
  31. M. R. Pfau, S. J. Morent: Hildegard von Bingen: Der Klang des Himmels, Köln 2005.
  32. Hildegard von Bingen: Naturkunde. Das Buch von dem inneren Wesen der verschiedenen Naturen in der Schöpfung, übersetzt und erläutert von Peter Riethe, Salzburg 1959; 3. Auflage ebenda 1980.
  33. Raimund Struck: Hildegardis De lapidibus ex libro simplicis medicinae: Kritische Edition unter Vergleich anderer Lapidarien. Medizinische Dissertation Marburg 1985.
  34. Heinrich Schipperges: Die Welt der Elemente bei Hildegard von Bingen. In: Josef Domes, Werner E. Gerabek, Bernhard Dietrich Haage, Christoph Weißer, Volker Zimmermann (Hrsg.): Licht der Natur. Medizin in Fachliteratur und Dichtung. Festschrift für Gundolf Keil zum 60. Geburtstag. Kümmerle, Göppingen 1994 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik, 585), ISBN 3-87452-829-4, S. 365–383.
  35. Hildegard von Bingen: Heilkunde, nach den Quellen übersetzt und erläutert von Heinrich Schipperges, Salzburg 1957.
  36. Ignota lingua per simplicem hominem Hildegardem prolata Bayerische Akademie der Wissenschaften, Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters.
  37. Gerhard Roese: Die Rekonstruktion des Klosters auf dem Rupertsberg regionalgeschichte.net (Institut für Geschichtliche Landeskunde Rheinland-Pfalz) 1998, überarbeitete Fassung 2013.
  38. Der Rupertsberg bingen.de
  39. Modell des Klosters Rupertsberg von Gerhard Roese (drei Bilder auf einer privaten Modellbau-Website).
  40. Digitalisat der Urkunde beim Virtuellen Deutschen Urkundennetzwerk. Ein Regest der Urkunde ist abrufbar über die Website des Landeshauptarchivs Koblenz (durchklicken zu: Bestände → Landeshauptarchiv Koblenz → A Die Zeit des alten Reiches → A.2 Klöster und Stifte → Bestand Nr. 164 Rupertsberg → Findbuch → Urkunden → Urkunde Nr. 14).
  41. Martyrologium romanum, 9. Auflage. Rom 1749, Kapitel September: breviary.net (Memento vom 20. Mai 2012 im Internet Archive).
  42. Promulgazione di decreti della congragazione delle cause Dei Santi press.vatican.va, 10. Mai 2012.
  43. Hildegard von Bingen wird Kirchenlehrerin Radio Vatikan, 27. Mai 2012.
  44. Hl. Hildegard von Bingen – Kirchenlehrerin Karl Kardinal Lehmann am 3. Juni 2012 im SWR 2.
  45. Apostolisches Schreiben Benedikts XVI. vom 7. Oktober 2012 auf Lateinisch und auf Deutsch
  46. Predigt von Papst Benedikt XVI. zur Eröffnung der Bischofssynode und Erhebung des hl. Johannes von Avila und der hl. Hildegard von Bingen zu Kirchenlehrern vatican.va, 7. Oktober 2012.
  47. Äbtissin, Mystikerin, abgerufen am 3. November 2012.
  48. Eintrag im ökumenischen Heiligenlexikon, abgerufen am 17. September 2013.
  49. Dekret über die Eintragung der Feiern des heiligen Gregor von Narek, Abt und Kirchenlehrer, des heiligen Johannes De Avila, Priester und Kirchenlehrer, und der heiligen Hildegard von Bingen, Jungfrau und Kirchenlehrerin, in den Römischen Generalkalender. In: Tögliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 2. Februar 2021, abgerufen am 2. Februar 2021.
  50. www.schreintraeger.de.
  51. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.
  52. IAU. 2016, abgerufen am 8. Januar 2021.
  53. Pool Architekten: Haus Adeline Favre. Abgerufen am 7. Oktober 2020.
  54. Museum am Strom bingen.de
  55. Hildegard Garten alpbachtal.at
  56. Hildegard von Bingen Weg in Reith im Alpbachtal almenrausch.at
  57. Beiheft der Doppel-LP Ordo virtutum von 1982 bzw. der Doppel-CD Ordo virtutum von 1990.
  58. Gubaidulina, Aus den Visionen
  59. Veröffentlicht bei Rondeau Production, Leipzig 2012.
  60. Kurzportrait (Memento vom 17. Juli 2014 im Internet Archive) Nadja Reichardt beim Verlag DMP Doku-Medienproduktion
  61. Mittelalter-Epos: Margarethe von Trotta hatte ihre Vision von Hildegard von Bingen. Margarethe von Trotta hatte ihre Vision von Hildegard von Bingen. In: Moviepilot. 26. September 2009, abgerufen am 28. Februar 2018.
  62. Hildegard von Bingen und die Macht der Frauen. Abgerufen am 4. September 2021.
Personendaten
NAME Hildegard von Bingen
ALTERNATIVNAMEN St. Hildegard
KURZBESCHREIBUNG deutsche Mystikerin; Verfasserin theologischer und medizinischer Werke; Komponistin geistlicher Lieder
GEBURTSDATUM zwischen 1. Mai 1098 und 17. September 1098
GEBURTSORT Bermersheim vor der Höhe bei Alzey
STERBEDATUM 17. September 1179
STERBEORT Kloster Rupertsberg bei Bingen

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- [de] Hildegard von Bingen

[en] Hildegard of Bingen

Hildegard of Bingen (German: Hildegard von Bingen; Latin: Hildegardis Bingensis; c. 1098 – 17 September 1179), also known as Saint Hildegard and the Sibyl of the Rhine, was a German Benedictine abbess and polymath active as a writer, composer, philosopher, mystic, visionary, and as a medical writer and practitioner during the High Middle Ages.[1][2] She is one of the best-known composers of sacred monophony, as well as the most recorded in modern history.[3] She has been considered by scholars to be the founder of scientific natural history in Germany.[4]

[es] Hildegarda de Bingen

Santa Hildegarda de Bingen, perteneciente a la Orden de San Benito (en alemán: Hildegard von Bingen; Bermersheim vor der Höhe, S. I. R. G., 16 de septiembre de 1098 - Monasterio de Rupertsberg, 17 de septiembre de 1179) fue una santa, compositora, escritora, filósofa, científica, naturalista, médica, polímata, abadesa, mística, líder monacal y profetisa alemana.[1] Conocida también como la sibila del Rin y la profetisa teutónica.

[fr] Hildegarde de Bingen

Hildegarde de Bingen (en allemand : Hildegard von Bingen), née en 1098 à Bermersheim vor der Höhe près d'Alzey (Hesse rhénane) et morte le 17 septembre 1179 à Rupertsberg (près de Bingen), est une moniale bénédictine, parfois dénommée Hildegarde de Rupertsberg[1].

[ru] Хильдегарда Бингенская

Хильдега́рда Би́нгенская (устар. Гильдегарда[1]; ср.-в.-нем. Hildegard von Bingen, 16 сентября 1098 (1098-09-16), Бермерсхайм — 17 сентября 1179, монастырь Рупертсберг под Бингеном, Рейнланд-Пфальц) — немецкая монахиня, настоятельница-аббатиса возведённого под её руководством бенедиктинского монастыря Рупертсберг (нем. Kloster Rupertsberg). Автор мистических книг видений, первая из которых «Путеведение, или Познание путей Господних» (англ. Scivias; «Scito vias Domini»; 1152), духовных стихов, песнопений, трудов по естествознанию и медицине[2], лексикона «Неизвестный язык» (лат. Lingua Ignota). Пророчица[3]. В 2012 году канонизирована Римско-католической Церковью в лике «Учитель Церкви».



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