Ulisse Aldrovandi oder Ulysses Aldrovandi (latinisiert auch Ulysses Aldrovandus) (* 11. September 1522 in Bologna; † 4. Mai 1605 ebenda) war ein italienischer Arzt und Biologe.
Ulisse Aldrovandi, Sohn adeliger Eltern und Neffe des Papstes Gregor XIII., erlernte zuerst das Kaufmannshandwerk und studierte danach Jura in Bologna, Philosophie in Padua und Medizin in Rom. Dort wurde er 1549 der Häresie verdächtigt und saß kurz im Gefängnis, danach kehrte er zurück nach Bologna. Im selben Jahr noch weckte der Pisaner Luca Ghini sein Interesse an der Botanik, im Folgejahr Guillaume Rondelet sein Interesse an der Zoologie.
Im Jahr 1552 wurde Aldrovandi Doktor der Philosophie, 1553 Doktor der Medizin (beides an der Universität Bologna), 1554 wurde er Lektor. 1555 wurde er Professor für Philosophie und 1556 zusammen mit Cesare Odoni für Medizinische Botanik. Zu seinen Schülern gehörte der spätere Marburger Universitätsprofessor Georg Marius. Von 1571 bis 1600 bekleidete Aldrovandi den Lehrstuhl für Medizin an der Bologneser Universität, wo er 1567 den Botanischen Garten gründete, einen der ersten überhaupt.
Aldrovandi unternahm mit seinen Studenten Exkursionen auf die Insel Elba, nach Livorno und in die Veroneser Alpen und legte ein Herbarium sowie ein Naturalienkabinett an.
Seine Sammlungen sind im Museum der Universität Bologna im Palazzo Poggi untergebracht.[1]
Werk
Aus seinem Nachlass entstand eine aus elf Bänden bestehende „Historia animalium“. Er selbst bearbeitete nur die Vögel und die „Insekten“. Die übrigen Bände wurden erst nach seinem Tode durch Johannes Cornelius Uterverius († 1619), Thomas Dempster und Bartholomäus Ambrosinus herausgegeben.
Das Werk erschien unter folgenden Titeln:
Ornithologiae libri XII (Bologna 1599–1603, 3 Bände; zuletzt Bologna 1861);
De animalibus insectis libri septem (1602, zuletzt 1638);
De reliquis animalibus exsanguinibus libri IV (1606, zuletzt 1654).
Ehrungen
Ihm zu Ehren erhielt die Wasserfalle (Aldrovanda vesiculosa) ihren botanischen Gattungsnamen Aldrovanda.[2] Ebenfalls nach ihm benannt sind die Dorsa Aldrovandi auf dem Erdmond.
G. Montalenti:Aldrovandi, Ulisse. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 2:Albicante–Ammannati. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1960.
Ilse Jahn (Hrsg.): Geschichte der Biologie. Spektrum Akademischer Verlag, 2000, S. 762, ISBN 3-8274-1023-1.
Wolfgang Harms: Bedeutung als Teil der Sache in zoologischen Standardwerken der frühen Neuzeit (Konrad Gesner, Ulisse Aldrovandi). In: Hartmut Boockmann, Bernd Moeller, Karl Stackmann (Hrsg.): Lebenslehren und Weltentwürfe im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Politik – Bildung – Naturkunde – Theologie. Bericht über Kolloquien der Kommission zur Erforschung der Kultur des Spätmittelalters 1983 bis 1987 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen: philologisch-historische Klasse. Folge III, Nr. 179). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1989, ISBN 3-525-82463-7, S. 352–369.
S. Tugnoli Pattaro: Metodo e sistema delle scienze nel pensiero di Ulisse Aldrovandi. (= Collana di studi epistemologici. Band 3). CLUEB, Bologna 1981.
G. Olmi: Ulisse Aldrovandi: scienza e natura nel secondo Cinquecento. (= Quaderni di Storia e Filosofia della Scienza. Band 4.). Università di Trento, Trient 1976.
Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin Berlin 2018.
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